„Alexanders neue Welten“

28. April 1993
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Fritz Rudolf Fries

Weiterführende Informationen

Fritz Rudolf Fries liest aus dem Roman "Alexanders neue Welten", der zunächst 1982 in der DDR im Aufbau-Verlag und 1983 in der Bundesrepublik im Suhrkamp Verlag erschienen ist, und aus dem Manuskript einer in den 1990er Jahren im Entstehen begriffenen Fortsetzung zu diesem Roman.
Der Roman "Alexanders neue Welten" wird im Wesentlichen von zwei Figuren erzählt: Der eine Protagonist heißt Ole Knut Berlinguer und ist ein sehr sprachbegabter Kabinendolmetscher in den 1970er Jahren der DDR, der in die Welt hinausfahren darf und diese daher bereist und kennt. Er kommt allerdings bei einer Flugzeugentführung um bzw. gilt als verschollen. Der andere Protagonist ist dessen Freund namens Dr. Alexander Retard, der ein Historiker an der Ost-Berliner Akademie der Wissenschaften ist und nicht reisen darf. Damit er weiß, wie es in der Welt außerhalb der DDR aussieht, diktiert Berlinguer seine Reiseeindrücke in ein Tonbandgerät.
Der damals entstehende Fortsetzungsroman von Fritz Rudolf Fries wurde unter dem Titel "Die Nonnen von Bratislava" 1994 im Piper Verlag veröffentlicht. Die Handlung spielt im Jahr 1992, also in der Nachwendezeit. Der Roman beginnt mit dem Bericht eines Mannes, der Mateo Alemán heißt und eigentlich ein Lehrer in Sevilla ist, aber daran glaubt, dass er die Reinkarnation des gleichnamigen spanischen Schelmenromanautors aus dem 17. Jahrhundert sei. Zusammen mit der bereits aus "Alexanders neue Welten" bekannten Hauptfigur Dr. Alexander Retard bereist Mateo Alemán Europa.
Interessant an der Erzählweise von Fritz Rudolf Fries ist vor allem das Wechselspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart im Roman, wie z. B. in der gesellschaftskritischen Szene, in der sich der neugierige Mateo Alemán als Reporter einer spanischen Tageszeitung ausgibt, um die drei Herren der "gestürzten Macht" in einem Heilbad in der Slowakei interviewen zu können. Der Leser bzw. Zuhörer erkennt sofort, dass es sich bei diesen Karikaturen um die Führungskräfte der ehemaligen DDR handelt.

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