„Der Mann im Schlafrock“

09. Juni 2004
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Gabriele Wohmann
Moderation: Jan Bürger

Programmtext

Gabriele Wohmann gilt als eine der besten Chronistinnen des Alltags der Bundesrepublik. Marcel Reich-Ranicki stellte einst fest: „Im Bereich der Kurzgeschichte gibt es im ganzen deutschen Sprachraum nur sehr wenige Schriftsteller, die diese Autorin übertreffen oder ihr auch nur gleichkommen." In den vergangenen 50 Jahren hat Gabriele Wohmann über 100 Bücher herausgebracht: Erzählungen, Romane, Gedichte und Essays - zuletzt Hol mich einfach ab im Piper Verlag. Ihrem Temperament nach ist sie wohl die angelsächsischste unter den hiesigen Großschriftstellerinnen. Das hat sie allerdings nicht daran gehindert, Der Mann im Schlafrock zu schreiben: den satirischen, bislang noch nicht gedruckten Dialog zweier älterer Damen über Eduard Mörikes anhaltende Verführungskraft.

Weiterführende Informationen

Gabriele Wohmann liest ihre Erzählung Der Mann im Schlafrock, die bislang noch unpubliziert ist. Darin beraten sich zwei Frauen, wie sie einen Professor und Mörike-Experten mit ihrem Halbwissen über den Pfarrer und Dichter beeindrucken können. Der Professor leitet zudem ein Museum, an dem gerade eine Stelle frei geworden ist. Es verquicken sich also Karrierestreben und Begehren.

Im abschließenden Gespräch mit Jan Bürger gibt Gabriele Wohmann Auskunft über ihre Beziehung zu Mörike, die sich während der Arbeit an der Erzählung gewandelt hätte, indem die Autorin erkannt habe, dass Mörike eben nicht ein 'dröger schreibender Pfarrer', sondern eine schillernde und auch zerrissene Persönlichkeit gewesen sei. Im Anschluss dreht sich das Gespräch allgemeiner um literarische Einflüsse und den persönlichen Schreibakt der Schriftstellerin. Am Ende überreicht Prof. Ulrich Ott, damaliger Direktor des Deutschen Literaturarchivs, Gabriele Wohmann zum Dank einen Marbacher Katalog zu Mörike – nicht ohne interessiert nach dem realen Vorbild des museumsleitenden Direktors zu fragen.

Personen auf dem Podium