„Dichter und ihre Schreibgeräte“

11. September 1994
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Vortrag: Peter Härtling

Programmtext

Eröffnung der Ausstellung im Kabinett des Schiller-Nationalmuseums "Vom Schreiben 2. Der Gänsekiel oder Womit schreiben?" Mit einem Essay von Peter Härtling. Bearbeitet von Sabine Fischer.

Welchen Einfluß haben die Schreibgeräte auf die Produktion des Autors? An Schiller, Mörike, Hesse und Härtling werden zweihundert Jahre Geschichte des Schreibens anschaulich gemacht.

Weiterführende Informationen

Zur Eröffnung der Kabinett-Ausstellung "Vom Schreiben 2: Der Gänsekiel oder Womit schreiben?" im Schiller-Nationalmuseum trägt Peter Härtling einen humorvollen Essay mit dem Titel "Federleicht oder doch etwas schwerer. Dichter und ihre Schreibgeräte" vor.

Er beginnt seine Lesung mit zwei wesentlichen Feststellungen: "Erstens: Der Dichter oder die Dichterin müssen sich mit dem Schreibgerät bescheiden, das ihnen ihre Epoche zur Verfügung stellt. Zweitens: Das Schreibgerät beeinflusst unbezweifelbar das Schreiben selbst." Im Zentrum von Härtlings Ausführungen steht die von ihm innig geliebte Schreibmaschine "Hermes Baby", die er im Winter 1954/55 gekauft hat und auf der er noch heute mit einem 6-Finger-System seine Texte tippt. Sie sei "laut, doch diskret", ein "schweigsamer Gefährte". Der Autor konstatiert in diesem Zusammenhang: "Sie begrüßt auch nicht wie der Computer den Benutzer mit einem tönenden 'Welcome'. Mir zumindest verschlüge es da fürs erste die Sprache."

Während Peter Härtling also den Computer als Schreibwerkzeug dezidiert ablehnt, da die Prosa eines Poeten, der mit einem PC arbeite, unmerklich von der Furcht vor dem Absturz geprägt sei, gebrauchten drei weitere Schriftsteller, die in der eröffneten Ausstellung präsent sind, folgende Schreibgeräte:

Friedrich Schiller kratzte noch mit dem Gänsekiel über das Papier, Eduard Mörike konnte bereits die Stahlfeder benutzen und Hermann Hesse, der stets etwas unleserlich mit Bleistift und Füllfederhalter schrieb, nutzte bereits 1908 die Erfindung der Schreibmaschine und tippte auf einer zweimanualigen "Smith Premier No. 4".

Abschließend betont Härtling in seinem Vortrag, dass die Wohnung eines Schriftstellers auf "ein notwendig Gewohntes, auf ein winziges Areal" zusammenschrumpfe: auf den Schreibtisch, "den Lichtkreis, in dem das Papier liegt, oder die Maschine, in die das Papier eingespannt ist, und neuerdings der leuchtende Schirm, auf dem die Sätze auch nicht schneller entstehen".

Personen auf dem Podium