Gedichte und Prosa

17. Mai 1989
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Friederike Mayröcker

Programmtext

Friederike Mayröcker, Wien, liest aus ihrem neuen Roman 'mein Herz mein Zimmer mein Name' (1988) und gibt einen Querschnitt durch ihre Lyrik und Prosa. (Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Hölderlin-Gesellschaft in Tübingen.)

Weiterführende Informationen

Friederike Mayröcker liest zunächst aus ihrem im Jahr 1988 erschienenen Roman "mein Herz mein Zimmer mein Name". Im Mittelpunkt dieses Prosawerkes, das aus einem einzigen langen Satz (beginnend auf Seite 7, endend auf Seite 337) besteht und somit nur durch Kommata gegliedert ist, steht der stetig fließende Sprachfluss selber, die sprachkünstlerische Kombination der einzelnen Wörter und der sich leitmotivisch wiederholenden Passagen, und keine erzählte Handlung oder psychologisierende Figurengestaltung. Bezeichnenderweise ist der Fixpunkt der monologisierenden Ich-Erzählerin, die auch über ihr Schriftstellerdasein reflektiert, ihr lauschender "Ohrenbeichtvater".
Anschließend rezitiert Friederike Mayröcker einige Gedichte aus einer lyrischen Schaffensphase von etwa 40 Jahren, die in verschiedenen Gedichtbänden veröffentlicht wurden, wie z. B. "Das Denkwürdige", "Rosenfragment", "Segantini", "Durchnelken", "Wird welken wie Gras", "Lebenskünstler", "Menschenalter", "Ein Gleiches" oder "Für Erich Fried". Darauf folgt der kurze Prosatext "wienumschlungen", der quasi als Auftragsarbeit im Januar 1984 entstanden ist und zuerst in "Westermanns Monatshefte Spezial" im April 1984 und später in dem Sammelband "Magische Blätter II" (Suhrkamp Verlag, 1987) veröffentlicht wurde. Hierin geht es um Mayröckers Heimatstadt Wien, die sie nicht liebt, obwohl sie gerne dort lebt.
Zum Abschluss trägt die Wiener Autorin noch zwei Gedichte, "schwarz wie die Fahne der Anarchie" und "wie ich dich nenne wenn ich an dich denke und du nicht da bist" (ein "absurdes Liebesgedicht" aus den 1950er Jahren in Litaneiform), vor.

Personen auf dem Podium