Reden wir vom Ich - Sachbücher im Gespräch

30. September 2014
Literarisches Colloquium Berlin

Sven Reichardt und Heinz Bude im Gespräch
Moderation: René Aguigah und Jens Bisky

Programmtext

„Was geht mich denn Vietnam an – ich habe Orgasmusschwierigkeiten.“ Mit diesem Spruch provozierte die hedonistische Linke Apparatschiks und Theoretiker. Die Revolution sollte beim Ich beginnen, über das authentisch zu reden gar nicht so einfach war, sooft man es auch forderte und versuchte. Gerade deshalb hat das linksalternative Milieu neue Formen der Gemeinschaft hervorgebracht und mit ihnen die alte Bundesrepublik verändert. Was ist davon in einer Gesellschaft geblieben, die sich gerne Alternativlosigkeit einredet? Angst? Angst, so der Soziologe Heinz Bude, sei ein wichtiger Erfahrungsbegriff für das Empfinden und die Hoffnungen der Leute. „In Begriffen der Angst wird deutlich, wohin die Gesellschaft sich entwickelt.“ Der Historiker Sven Reichardt hat unter dem Titel „Authentizität und Gemeinschaft“ eine große Kulturgeschichte des linksalternativen Lebens in den Siebzigern und frühen Achtzigern verfasst. Heinz Bude nennt seine neue Gegenwartsdiagnose „Gesellschaft der Angst“. Wie schreibt man über Milieus und Erwartungen, über das Ich der vereinzelten Einzelnen und Gemeinschaften? Was leistet die Zeitgeschichte zur Erhellung der Gegenwart und was die Soziologie zum Verständnis des Gewesenen?

Personen auf dem Podium