Studio LCB mit Fritz Rudolf Fries

02. Februar 1993
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Fritz Rudolf Fries
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Helmut Böttiger, Hans-Jürgen Schmitt

Weiterführende Informationen

Diese Studio-LCB-Aufnahme steht ganz im Zeichen der Erörterung und Analyse der DDR. Im zweiten Teil diskutiert man über Christa Wolf und fragt u.a., ob sie sich als ehemalige "moralische Instanz der DDR" (Hajo Steinert) diskreditiert habe. Man redet über den unheimlichen Charakter der Stasi, ihre perfiden Arbeitsmethoden, das Leben in einem Überwachungssystem. Dabei merkt man zum wiederholten Male bei solchen Diskussionen, dass sich Westdeutsche in den 90er Jahren etwas schwer taten mit dem Nachvollziehen eines Daseins in einem totalitären Staat. Auf der anderen Seite aber stellten sie schon die richtigen Fragen - nämlich die nach den Schuldverstrickungen. Es geht in dieser Diskussion weiter um das Schreiben über die DDR, denn Fries' Roman (zu dem Zeitpunkt nicht veröffentlicht) kommt regelrecht "spanisch" daher; er spielt in Sevilla. Allerdings ist zweifelsohne die DDR gemeint, denn eine Verhaftungsszene à la Kafkas "Prozess" verweist auf die Methoden eines Polizeistaates. Kurios ist Fries' Bemerkung, dass er versuche, einen erfolgreichen Roman zu schreiben. Darüber wird lange debattiert. Um welchen Roman es sich handelt, erweist sich als etwas kompliziert, da der Autor einen Arbeitstitel angibt, der "Der 13. November" lautet. Er bezeichnet seinen Text als "Bericht" - und fügt hinzu, dass er ihn auch als "einen Staats- und Kriminalroman" verstanden wissen möchte. Unter diesem Untertitel erschien ein Jahr später ein Roman mit dem Titel "Die Nonnen von Bratislava" bei Piper. Bei dem Text handelt es sich also um einen Ausschnitt aus diesem Werk.

Programmtext

Fritz Rudolf Fries wurde 1996 durch seinen Roman "Der Weg nach Oobliadooh" in der BRD bekannt; eine Satire, die in der DDR nicht erscheinen durfte. Er wird als Romanautor (zuletzt: "Die Väter im Kino", Piper Verlag 1991) ebenso geschätzt wie als literarischer Übersetzer. Fries liest einen unpublizierten Text und diskutiert mit den Kritikern Helmut Böttiger und Hans-Jürgen Schmitt.

Personen auf dem Podium