Studio LCB mit Hansjörg Schertenleib

16. April 1996
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Hansjörg Schertenleib
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Andreas Isenschmid, Pia Reinacher

Weiterführende Informationen

Thema dieser Sendung ist die Schweiz, beziehungsweise das Leiden des schweizerischen Intellektuellen an seiner Heimat. Schertenleib sagt, dass er bald nach Irland auswandern würde, weil er das "Dorf Schweiz" nicht mehr ertrüge (vor allem die die helvetische Europa-EU-Feindlichkeit, so der Autor). Die Literaturkritik in der Schweiz findet der Schriftsteller offensichtlich auch ziemlich lästig - und sie scheint auch ein Grund zu sein, das Land zu verlassen ("Wenn ich in der Schweiz sage, ich bin Autor, fragt man mich sofort, kann man davon leben. In Irland - wenn man sagt, man sei Autor, wird man sofort gefragt, was schreiben Sie. Das ist mir viel lieber", so Schertenleib einmal). Andreas Isenschmid, der Literaturkritiker aus der Schweiz, entgegnet, die Auswanderungswünsche wie Emigrationssehnsüchte seien für schweizerische Autoren typisch - und er erinnert daran, dass beispielsweise Gottfried Keller den größten Teil seines Werkes in Berlin verfasst hätte; und auch Max Frisch hätte einen Großteil seines Werkes außerhalb der Schweiz verfasst. Und die Kritik Schertenleibs an den Rezensenten hält Isenschmied für pauschal. Auffällig bei den Diskussionen ist, dass häufig betont wird, wie "unschweizerisch" Schertenleib schreiben würde.

Programmtext

Hansjörg Schertenleib, geb.1957, lebt nach Aufenthalten in Wien und London wieder in der Schweiz. Für seinen soeben erschienen Roman "Das Zimmer der Signora" (Kiepenheuer & Witsch) erhielt er im vergangenen Jahr den Kranichsteiner Literaturpreis. Er wird aus einem neuen, unpublizierten Text lesen und mit den beiden Zürcher Kritikern Andreas Isenschmid und Pia Reinacher diskutieren. Wir danken der Stiftung Pro Helvetia für die freundliche Unterstützung.

Personen auf dem Podium