Studio LCB mit Hermann Peter Piwitt

10. Mai 2012
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Hermann Peter Piwitt
Gesprächspartner: Matthias Altenburg und Michael Braun
Moderation: Maike Albath

Programmtext

"Viel gelernt bei Adorno und Höllerer" beschreibt der 1935 bei Hamburg geborene Hermann Peter Piwitt seine Studienzeit in Frankfurt am Main und West-Berlin. Erste Texte erschienen in den Zeitschriften "konkret", "Akzente" und "Sprache im technischen Zeitalter". Sein Debüt "Herdenreiche Landschaften" von 1965, für das Günter Grass den Schutzumschlag zeichnete, war ein literarisches Ereignis. Lineare Handlungen weisen die zehn Geschichten nicht auf, stattdessen fließt die Frage nach der Form in den erzählerischen Prozess mit ein. Die Landschaft soll als Gedächtnisraum erobert werden. Sein Roman "Rothschilds" (1972), nach dem Prinzip der Collage gearbeitet, war eine Abrechnung mit der Restauration der Nachkriegszeit. Eine atmosphärisch dichte Beschreibung der Bundesrepublik in den siebziger Jahren gelang Piwitt in "Die Gärten im März" (1979). Mit ironischem Sprachwitz lässt er seine Helden in Aktion treten, die gegen den Zeitgeist ankämpfen. Seinen scharfen Blick für die politischen Verhältnisse stellte Hermann Peter Piwitt immer wieder in streitlustigen Essays unter Beweis. In seiner neuen Novelle "Erbarmen" (Wallstein Verlag) schlägt Piwitt wieder einen anderen Ton an und lässt eine Frau von Sehnsüchten und Selbsttäuschungen erzählen. Mit dem Literaturkritiker Michael Braun und dem Schriftsteller Matthias Altenburg diskutiert Hermann Peter Piwitt über sein Werk und den Bedeutungsverlust der Literatur.

Weiterführende Information

Es geht in dieser Sendung um die schwierige Verwirklichung von Lebenskunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bei Hermann Peter Piwitt ist das vor allem mit der Frage verbunden, wie man ein Leben lang linkskritische Positionen beziehen kann – und wie diese in literarischen Prozessen fruchtbar gemacht werden können? Dass der Vater Piwitts überzeugter Nationalsozialist war, könnte als Ausgangspunkt seiner politischen Haltung betrachtet werden. Letztlich jedoch ist der Abend geprägt vom Bemühen ihrer Teilnehmer, Stereotypen zu vermeiden.Helfen

Personen auf dem Podium