Studio LCB mit Klaus Modick

01. Juni 1994
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Klaus Modick
Moderation: Hajo Steinert
Gäste: Volker Hage, Sigrid Löffler und Uwe Wittstock

Weiterführende Information

Thema dieser Studio-LCB-Aufnahme ist der mangelnde Unterhaltungswert der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Den Auftakt zur Diskussion über die Entertainmentfähigkeit zeitgenössischer Texte macht Moderator Hajo Steinert. Er stellt Thesen des damaligen Lektors für deutsche Literatur des S. Fischer-Verlages, Uwe Wittstock, vor. Der hatte unter anderem in der "Süddeutschen Zeitung" behauptet, deutsche Autoren würden am Publikumsinteresse vorbeischreiben. Der Literaturkritiker des "Spiegel", Volker Hage, hatte - publizistisch gesehen - beinahe ins selbe Horn geblasen; er berichtet, dass er mitverantwortlich für eine Schlagzeile gewesen war, die "Erzähler müssen her" gelautet hatte. Differenziert analysieren Wittstock und Hage den Gegenwartszustand der deutschen Literatur - und sie tun dies auch mit Blick auf den anwesenden Autor Klaus Modick, dessen Werk sie als Präzedenzfall für ein künftiges litarisches Modell präsentieren. Die gängige Formel dafür heißt: "Hier ist einer, der kann intelligent erzählen". Doch so richtig glücklich sind die Kritiker mit dem Text, den Modick vorstellt, dann nicht. Man reibt sich an dem prekären Stoff, der um die deutsche Vergangenheitsbewältigung kreist. Zwar steht im Zentrum von Hages  und Wittstocks Wiedergabe ihres Leseeindrucks das Wort "spannend", doch hat der Begriff hier einen nicht zu überhörenden milden Charakter. Ein richtig literarisches Schwergewicht ist in ihren Augen der Roman "Der Flügel" nicht. Dieser Bewertung möchte sich Sigrid Löffler nicht anschließen und behauptet, dass der Stoff von vornherein positiv besprochen worden wäre, wenn ihn ein Autor jüdischer Herkunft behandelt hätte.

Programmtext

In seinem im Herbst erscheinenden Familienroman "Der Flügel" thematisiert Klaus Modick (geb. 1951 in Oldenburg) sowohl deutsche NS-Vergangenheit als auch Neofaschismus in Deutschland. Stellt Modick mit dieser Themenwahl eine Ausnahme dar? Nach der Lesung aus dem Manuskript diskutieren die Kritiker Volker Hage (Der Spiegel), Sigrid Löffler (Literarisches Quartett) und Uwe Wittstock (S. Fischer Verlag) auch die Frage nach der Angst der deutschen Gegenwartsliteratur vor zeitgenössischen Themen.

Personen auf dem Podium