Studio LCB mit Pavel Kohout

04. September 1992
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Pavel Kohout
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Anton Hykisch, Jiri Grusa

Programmtext

Pavel Kohout und Jiri Grusa repräsentieren die Interlektuellengeneration, die 1968 den Prager Frühling möglich machte und in den siebziger Jahren in der inneren Emingration oder im Exil endete: Kohout wurde 1979 ausgebügert, Grusa 1981. Anton Hykisch ist Autor und Verlagsleiter in Bratislava und tritt für die slowakische Unabhängigkeit ein.

Weiterführende Informationen

1992 hörte die Tschechoslowakei in ihrer bisherigen Staatsform, deren Anfänge bis 1918 zurückreichten, auf zu existieren. Die Tschechei und die Slowakei bildeten sich heraus. Wie es zu dieser Entwicklung kam, ist Thema in der Diskussion und bestimmt das letzte Drittel der Sendung. Die drei tschechischen und slowakischen Schriftsteller, die bei Hajo Steinert zu Gast sind, sind zwischen 1928 und 1938 geboren. Das bedeutet, dass sie den überwältigenden Anteil ihrer sozialen Erfahrungen im sozialistischen Staat Tschechoslowakei gemacht haben. Das prägt den Ton der spannenden, aber überraschend moderat geführten Debatte. Hier hört man nicht alte Dogmatiker sprechen, sondern ehemalige Dissidenten. Es bildet sich zunächst die Meinung heraus, dass die Teilung zu bedauern sei. Jedoch gibt einer der Diskutanten zu bedenken, wie schwierig eine Konföderation in den nächsten Jahrzehnten zu führen wäre - und erläutert die Gründe für diese Schwierigkeiten. Das politische Tagesgeschäft verdeckt ein wenig die literarische Arbeit des Autors Pavel Kohout, der im Mittelpunkt der Veranstaltung steht. Sein Roman "Ich schneie", aus dem er auf Deutsch vorliest, thematisiert den Holocaust im Zusammenhang mit der tschechoslowakischen Geschichte.

Personen auf dem Podium