Studio LCB mit Peter Schneider

03. Oktober 1992
Literarisches Colloquium Berlin

Veranstaltungsort


Literaturhaus Frankfurt

Lesung: Peter Schneider
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Lothar Baier, Jürg Laederach, Hans Joachim Schädlich, Fritz J. Raddatz

Weiterführende Informationen

Peter Schneiders Roman "Paarungen" war einer der literarischen Titel im Herbst 1992, die eine große öffentliche Beachtung fanden. Das lag zum einen am Bekanntheitsgrad des Verfassers, der bis dato länger nichts publiziert hatte. Zum anderen weckte das Thema des Romans - das Leben in Westberlin während der achtziger Jahre - verstärktes Interesse. In dieser Aufnahme ist eine Lesung festgehalten, die eine einmalige Gemeinschaftsarbeit vom LCB, dem Deutschlandfunk und dem Literaturhaus Frankfurt gewesen war. Wegen der Herbst-Buchmesse hatte die Veranstaltung im Literaturhaus Frankfurt stattgefunden.
Schneiders Roman, aus dem er zwei Kapitel vorliest, ruft kräftige Kritik hervor. Raddatz beklagt z. B. das beschriebene Kreuzberger Milieu als für eine fiktive Handlung nicht ergiebig genug - ein Aspekt, den der bekannte Feuilletonist und Schriftsteller zweimal vorbringt ("Man kennt das alles"), was schließlich Schneider dazu veranlasst, darauf hinzuweisen, der Roman spiele nicht in Kreuzberg, sondern in Charlottenburg. Lothar Baier fährt eine wesentlich ruppigere Gangart auf. Im Zentrum seiner Rezension steht die Sprache des Romans, die er für misslungen hält. Er führt zahlreiche Beispiele an, der Autor weiß jedoch jedes zu parieren.
Im zweiten Teil der Debatte geht es um das Verhältnis der zeitgenössischen deutschsprachigen Literatur zum gesellschaftspolitischen Wandel der Zeit. Auch da ist Lothar Baiers Kritik recht scharf - die deutsche Literatur hätte auf die dramatischen Ereignisse der letzten Jahre nicht adäquat reagiert, ergo hätte sie versagt. Raddatz beschwichtigt und erinnert daran, dass die bedeutendsten Romane über den zweiten Weltkrieg 15-20 Jahre nach Ende des Krieges erschienen waren. Zum Schluss wird noch das Problem des damals neu auftauchenden Rechtsradikalismus' erörtert. 

Programmtext

Schreiben nach der Einheit: eine Diskussion mit Autoren und Kritikern und eine Lesung aus Peter Schneiders neuem Roman "Paarungen" (Rowohlt Berlin). 

Personen auf dem Podium