Studio LCB mit Rüdiger Safranski

24. September 2007
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Rüdiger Safranski
Gesprächspartner: Burkhard Müller und Jochen Hörisch
Moderation: Hubert Winkels

Programmtext

Publizistisch bekannt geworden ist der Philosoph Rüdiger Safranski mit seinen großen Biographien deutscher Dichter und Denker, besonders der dunklen unter den hellen deutschen Geistern, also von Schopenhauer, E.T.A. Hoffmann, Heidegger, Nietzsche und zuletzt Friedrich Schiller. Populär wurde er an der Seite Peter Sloterdijks als Gastgeber des Philosophischen Quartetts im ZDF. Darüber hinaus verkörpert Rüdiger Safranski den in Deutschland eher seltenen Typus des gebildeten, verständlichen, den öffentlichen Diskurs suchenden Intellektuellen, der sich auch aktuellen Zeitfragen widmet. In seinem neuen Buch erweitert er das Genre der Biographie zur Geschichtsschreibung einer geistigen Strömung in Deutschland, und mehr als das: zur Darstellung einer Denk- und Fühlweise, einer politischen und einer universellen Lebenshaltung: "Romantik. Eine deutsche Affäre". Wenige kulturelle Strömungen gelten als so heikel wie eben diese: Philosophische Reflexionskultur, Deutsche Innerlichkeit, kunstreligiöse Erlösungssehnsucht, nationalistischer Überschwang bis hin zur politischen Instrumentalisierbarkeit durch totalitäre Regime. Rüdiger Safranski wird seine Sicht der Deutschen Romantik vorstellen: in einer längeren Lesung aus dem neuen Buch und im Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler Jochen Hörisch und dem Literaturkritiker Burkhard Müller.

Weiterführende Informationen

Viele Fragen zur deutschen Romantik, viele Antworten. Warum gab es die Besessenheit der deutschen Romantiker zu den Griechen, fragt Hubert Winkels u.a.. Hatten sich da nicht junge deutsche Intellektuelle am Ende des 18. Jahrhunderts eine Wunschvergangenheit aufgebaut? Eine Kultur aus dem Geiste Hellas gegen das übermächtige Frankreich? Ist die Hinwendung der Romantiker zur mitteldeutschen Versepik, beispielsweise zum Nibelungenlied, nicht Ausdruck eines Klimas aggressiver kultureller Konkurrenz zum Nachbarland? Rüdiger Safranski, ein Experte für die deutsche Geistesgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, erklärt, was ihn an der Romantik und an so radikalen Geistern wie Schopenhauer, Heidegger und Nietzsche fasziniert. Und erläutert, warum die Romantiker die rationalisierten Vorgänge im Alltag so fürchteten. Die Bandbreite der Themen entlang der Epoche "Romantik" wird auch am Ende der Sendung deutlich, als Jochen Hörisch prägnant die These aufstellt, dass John Lennon und Paul McCartney eigentlich eine "Inkarnation" des romantischen Komponisten Franz Schubert seien.

Personen auf dem Podium