Studio LCB mit Uwe Timm

22. Mai 2001
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Uwe Timm
Gesprächspartner: Ulrich Greiner und Martin Hielscher
Moderation: Liane Dirks

Programmtext

Er debütierte 1971 mit dem Gedichtband "Widersprüche", doch seine Leidenschaft galt von Beginn an dem Erzählen: Uwe Timm, seit drei Jahrzehnten Beweis und Garant für Erzählkunst in der deutschen Gegenwartsliteratur. Seit dem Erscheinen seines Romans über die 68er Bewegung "Heißer Sommer" (1974) hat sich seine literarische Programmatik, zwischen Unterhaltung und Aufklärung, freilich ausdifferenziert. Nachdenken, Sprachkritik, Komik und Distanz prägen seine folgenden Werke, vor allem aber die Entdeckung des Alltags. Mit den Romanen "Der Mann auf dem Hochrad" (1984), "Kopfjäger" (1991), "Johannisnacht" (1996) und mit der Novelle "Die Entdeckung der Currywurst" (1993) gelang es Timm von der großen Geschichte anhand der kleinen, der sinnlich erfahrbaren, zu erzählen und damit eine Art Chronik der Bundesrepublik zu schreiben. Uwe Timm, geboren 1940 in Hamburg, studierte nach einer Kürschnerlehre Germanistik und Philosophie, Soziologie und Volkswirtschaft. Er lebt in München und Berlin. Uwe Timm liest aus seinem im Herbst erscheinenden Roman "Rot", mit dem er an seinen ersten Roman " Heißer Sommer" anknüpft. "Rot" erzählt von den Hoffnungen und Wünschen der 68er, von Utopien und Niederlagen, von Lebensläufen und ihren Geheimnissen. Gesprächspartner sind der Literaturkritiker Ulrich Greiner (Die Zeit) und Timms Lektor im Kiepenheuer & Witsch Verlag Martin Hielscher.

Weiterführende Informationen

Zu Beginn fragt Moderatorin Liane Dirks Uwe Timm, wie er denn die Debatte über die 68er fand, die in Jahren 2000 bis 2001 in der Öffentlichkeit (Stichwort: Joschka Fischer) stark präsent war. Und der Autor erzählt, dass er ziemlich überrascht über die Heftigkeit der Diskussionen gewesen sei. Das hätte eben daran gelegen, so der Autor weiter, dass die Generation der 68er an die Macht gekommen sei und sich deswegen hätte legitimieren müssen. Schließlich berichten die Teilnehmer von der Protest-Stimmung zu Beginn der 70er: Alles sei möglich gewesen, ein "Zauber des Anfangs" sei ständig zu spüren gewesen, so der Literaturkritiker der "Zeit" Ulrich Greiner. Timm erzählt noch von einzelnen Stationen seines Lebens: Von seiner Schulzeit - warum ihn während dieser eine mangelhafte Orthographie schwer zu schaffen gemacht hatte. Von seiner Zeit als junger Mann, wie er als kurzfristiges Mitglied der DKP "undemokratische Augenblicke" bei Versammlungen und Parteitagen erlebte. Im zweiten Teil liegt der Schwerpunkt des Gesprächs auf der Hauptfigur des Romans "Rot". Es wird geklärt, warum Uwe Timm seinen Protagonisten gerade zu einem Grabredner gestaltet hat. Und darüber hinaus erklärt der Autor, warum er nach Berlin zog und wie der Satz "der Sprengstoff verändert das Erzählen" im Romankontext zu verstehen ist.

Personen auf dem Podium