Zwischen den Generationen - Hommagen (IV)

16. Juni 1998
Literarisches Colloquium Berlin

Vortrag: Peter Stephan Jungk
Gespräch: Beate Pinkerneil

Weiterführende Information

Peter Stephan Jungk hält einen nahe an biographischen Stationen Singers orientierten Vortrag. Manche Charakterzüge des jiddisch schreibenden Autors sind ja weit bekannt: Beispielsweise sein Hang, Figuren mit ausgeprägter Promiskuität zu zeichnen oder seine Neigung, Kindheitserinnerungen im Plot einzubauen, die die galizische Kultur in Polen vor der Shoa beschreiben. Andere Details sind weniger bekannt: Singer war strikter Vegetarier (er schrieb einmal den schönen, wenn auch bedenklichen Satz: Gegenüber den Tieren ist jeder Mensch ein Nazi). Sein Verhältnis zu seinem Sohn war stark gestört. Und er besaß eine Remington-Schreibmaschine, die jiddische Buchstaben hatte. Letzteres Detail ist wichtig, denn Singer hat ausschließlich auf jiddisch geschrieben - und nicht, wie viele annehmen, auf Englisch. Peter Stephan Jungk beschließt seinen Vortrag mit dem Satz: „Wer Singer liest, wird die Welt um einige Atome besser verstehen.“ Nach dem Vortrag folgt ein längeres Gespräch mit Beate Pinkerneil.

 

Programmtext

Isaac Bashevis Singer - Der Autobiograph

Peter Stephan Jungk, geb. 1952 in Santa Monica/USA, übersiedelte 1957 mit der Familie nach Wien. Nach Aufenthalten in Berlin, Salzburg und Basel studierte er von 1974 bis 1976 am „American Film Institute“ in Los Angeles. Seit 1976 ist er als freier Schriftsteller tätig. 1980 besuchte er eine Thoraschule in Jerusalem und lebte von 1981 bis 1988 wieder in Wien, seitdem in Paris. Nach zwei autobiographischen Büchern veröffentlichte Jungk 1987 eine vielbeachtete Werfel-Biographie. 1991 erschien der Roman „Tigor“, 1996 „Die Unruhe der Stella Federspiel“, eine Fluchtgeschichte und Identitätssuche im Kontext von Exil, Zeit- und Erinnerungsverlust.

Isaac Bashevis Singer, 1904 in Raszymin, einem typischen ostjüdischen Stetl, als Sohn eines Rabbis geboren, übersiedelte 1908 mit der Familie nach Warschau. 1920-1927 war Singer Student des Warschauer Rabbinerseminars. Er emigrierte 1935 nach New York, wo er als Journalist arbeitete. 1950 erschien sein erster Roman, „Die Familie Moschkat“, in jiddischer Sprache. Für sein umfangreiches Werk von Romane, Erzählungen und Essays erhielt Singer 1978 den Literaturnobelpreis. Er starb 1991 in Miami.

Personen auf dem Podium