50 Jahre Gruppe 47 - Die Tagungen als Lesewerkstatt

03. März 1997
Literarisches Colloquium Berlin

Gespräch: Günter Grass, Peter Bichsel und Walter Höllerer
Moderation: Helmut Böttiger

Programmtext

Die Tagungen der Gruppe 47 veränderten im Laufe der Jahre ihren Charakter. Waren es anfangs Gespräche über Texte der anwesenden Autoren, die zum Teil zwar eine Doppelfunktion als Autor und Kritiker beziehungswseise Literaturwissenschaftler einnahmen, so bildeten sich mit der Zeit feste Gesprächsritruale im Anschluß an die Lesungen heraus. Mehr und mehr wurden die Diskussionen von den Beruskritikern dominiert. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit die Tagungen der Gruppe 47 tatsächlich „Lese-Werkstatt“ im Sinne einer Arbeit am Text waren und blieben und inwiewiet es einen Funktionswandel der Zusammenkünfte gegeben hat.

Weiterführende Informationen

Wie war die erste Begegnung mit der Gruppe 47? Günter Grass erzählt, 1955 sei er wegen ein paar Gedichten von Hans Werner Richter eingeladen worden. Er berichtet dann, wie er Ingeborg Bachmann gesehen hätte, die beim Vorlesen sehr nervös gewesen sei. Wie gestaltete sich die Frühphase der Gruppe 47, fragt Böttinger später. Konnten Autoren da nicht freier reden? Machten nicht ab 1961 die Berufskritiker ihnen allmählich den Platz streitig? Außerdem wird diskutiert, wie Hans Werner Richter zu Beginn der 60er Jahre das Gefühl gehabt hatte, das Projekt „Gruppe 47“ laufe ihm aus dem Ruder. 200 Autoren hatten sich zum „Vorlesen“ beworben, 60 wollte man dann aber nur einladen. Walter Höllerer erläutert außerdem am Beispiel Helmut Heißenbüttels, warum es experimentelle Literatur immer schwer hatte.

Personen auf dem Podium