Das Werk: Harald Hartung

02. Februar 2006
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Harald Hartung
Moderation: Jan Wagner

Programmtext

Mit dem im Andernacher Atelier Verlag erschienenen Gedichtband „Hase und Hegel“ legte der 38-jährige Harald Hartung 1970 sein Debüt vor. Im letzten Herbst schloß sich nun der Kreis, als der Göttinger Wallstein Verlag unter dem zwischen Prosaik und Transzendenz changierenden Titel „Aktennotiz meines Engels“ sein dichterisches Gesamtwerk aus den Jahren 1957 – 2004 herausbrachte. An der Lyrik Hartungs, die oft von einem Augenblick oder einem Detail ausgeht, loben die Kritiker die Lakonik, seine „hoch evidenten Bilder“ und „effektsicheren Wendungen“. Darüber hinaus gibt es kaum einen besseren Lyrikkenner in diesem Land, wovon nicht nur seine Kritiken in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zeugen, sondern auch seine berühmten Anthologien wie etwa „Luftfracht“. Wir haben einen jungen Lyriker, Jan Wagner, gebeten, den Band zu sichten und an diesem Abend mit Harald Hartung zu sprechen.

 

Weiterführende Informationen

In dieser Veranstaltung wird das dichterische Werk des damals 74-jährigen Lyrikers und bekannten Lyrik-Rezensenten der FAZ gewürdigt. Harald Hartung berichtet ein wenig von seiner Ruhrpott-Kindheit, der größere Teil der Veranstaltung ist jedoch der Dichtung gewidmet: Dichtung als Arbeit und Lebensform. „Ich ändere nichts an den Gedichten, auch nach zehn Jahren nicht“, sagt Hartung und erzählt anschließend von dem Einfluss der englischen Lyrik auf seine Arbeit. Jeder Dichter sollte die Formen beherrschen, so der Lyriker weiter; er gibt einen kleinen Überblick über die Geschichte der Dichtung. Wesentlich seien ja die italienischen Formen geworden – Sonett, Romanzen, etc. Die antiken Formen beispielsweise habe man vor allem im deutschen Sprachraum angewandt. Er selber hätte sich stets an die englische Lyrik gehalten, weil sie schön und alltäglich sei – im Gegensatz zu den Franzosen, die immer nur schön schrieben. Hartung verweist auf die Deutsche Tradition – zum Beispiel auf Gernhardt - den Alltag humoristisch darzustellen. Er dagegen wolle den Alltag immer ernst beschrieben sehen – ernst und schön – wie das die Engländer täten.

Personen auf dem Podium