Erzählen ist der Wüste Abgetrotztes

19. Mai 1997
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Michael Roes
Moderation: Klaus Scherpe

Programmtext

„Die einen vergraben sich, die anderen sind unterwegs“ (Bruce Chatwin). Nur für wenige deutsche Autoren ist das Reisen so konstitutiv geworden wie für Michael Roes. Fünf Jahre hat er an seinem ethnologischen Roman „Rub' Al-Khali - Leeres Viertel“ (1996) gearbeitet, anderthalb davon hat er im Jemen gelebt. Der Roman geht eine eigenwillige Verbindung von literarischer Fiktion, wissenschaftlicher Forschung und Empfindungsprotokoll ein. Als Grenzgänger zwischen Poesie und Wissenschaft stellt Roes eine besondere Herausforderung für die Philologen dar. Der Berliner Literaturwissenschaftler Klaus R. Scherpe (Humboldt Universität) befragt den Autor aus kulturwissenschaftlicher Sicht.

Weiterführende Informationen

Der Akzent der Diskussion liegt eindeutig auf der Frage nach der Machart des Romans. Der Moderator Klaus Scherpe verweist darauf, dass unterschiedliche Genres in Roes Roman verarbeitet wären: Der Reisebericht, die wissenschaftliche Abhandlung, etc. Der Autor bemerkt dazu, dass man heutzutage den auktorialen Erzähler gar nicht mehr anwenden könne. Auch sehr stark ins Zentrum der Debatte rücken Darstellungen von Gewalt sowie unterschiedliche Spieltheorien. Zum Beispiel in der Form, dass man fragt, wie sehen spielerische Impulse in unterschiedlichen Kulturräumen eigentlich aus. Am Ende des Gesprächs geht es um die Schwierigkeiten bei der Erfassung von Affekten. Roes meint dazu: „Wir haben immer Schwierigkeiten mit unseren Gefühlen.“

Personen auf dem Podium