Literarischer Club

19. Mai 1998
Literarisches Colloquium Berlin

Gesprächsteilnehmer: Martin Lüdke, Beate Pinkerneil, Elke Schmitter und Gustav Seibt

Weiterführende Information

In dieser Radiosendung erklären die Literaturkritiker unter anderem, warum Institutionen in totalitären Gesellschaften elterliche Funktionsmuster übernehmen: drohen, strafen, loben, ernähren. Denn um die DDR als Überwachungsstaat geht es in Hans Joachim Schädlichs „Trivialroman“. Imre Kertész’ Buch „Ich - ein anderer“ charakterisieren sie als ein Format, das Elemente des Berichts, des Essays und des literarischen Tagebuchs kreuzt - und das sich wegen seines „Lebensstoffes“ (so Gustav Seibt) „eindringlich liest“ (so Elke Schmitter).
Die späten 50er und frühen 60er Jahre der BRD und die Folgen und Wunden aus Krieg und Diktatur sind Thema der folgenden Diskussion, weil Hans-Ulrich Treichel in seinem Roman „Der Verlorene“ die Vertriebenenproblematik jenseits polemischer Debatten thematisiert.
Zu guter Letzt erwärmen sich die Kritiker für eine drogenabhängige, in der Todeszelle sitzende Mörderin (und Mutter) - und messen an der Hauptfigur in Stewart O'Nans Roman „Die Speed Queen“ den Begriff „Humanität“.

Programmtext

Vier Neuerscheinungen im Urteil der Literaturkritik: Stewart O’Nan, „Die Speed Queen“, aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Gunkel (Rowohlt Verlag); Hans Joachim Schädlich, „Trivialroman“ (Rowohlt Verlag); Hans-Ulrich Treichel, „Der Verlorene“ (Suhrkamp Verlag); Imre Kertész, „Ich – ein anderer“, aus dem Ungarischen von Ilma Rakusa (Rowohlt Berlin). Die Diskussionsteilnehmer: Mathias Schreiber (Der Spiegel, Hamburg), Gustav Seibt (Berliner Zeitung), Martin Lüdke (SWF, Mainz) und die Gesprächsleiterin Beate Pinkerneil (ZDF, Mainz).

Anmerkung: Statt Mathias Schreiber nahm Elke Schmitter an dieser Sendung des Literarischen Clubs teil.

Personen auf dem Podium