Losgesagt! Ein Festival der Sprache, Erster Teil: Einsprechen

26. Mai 2021
Literaturhaus Stuttgart

Carolin Emcke und Aleida Assmann
Moderation: David Hugendick

Sie kann verstören, verwundern und begeistern, verängstigen, beleidigen und nicht vergessen, in Erinnerung rufen, lügen und die Wahrheit sprechen, lässt denken und phantasieren, leiden und fühlen. Die Sprache prägt unser Dasein in allen Facetten, sie gestaltet, steuert, besitzt eine Handlungsmacht, die sich auch auf die Gesellschaft und ihre politische, kulturelle, ökonomische und soziale Verfassung auswirkt. In diesem Feld, in dem enorme Beharrungs- und Veränderungskräfte wirken, ist das Festival „LOSGESAGT!“ angesiedelt, das Sprache und ihre Verwendung wie Veränderung in der Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft befragt. „Von Sprache sprechen“ ist das Motto dieses Festivals, um die kürzlich verstorbene Lyrikerin Barbara Köhler zu zitieren. Die ihm zugrunde liegende Idee ist der turbulenten Wirklichkeit geschuldet, deren Zeitzeugen wir sind und in der sich die Komplexität und Gleichzeitigkeit des Globalen, Pandemischen und Digitalen vermischen. Wir leben in einer Zeit, „in der sich wechselseitig befeuernde Impulse einen Zustand der großen Gereiztheit erzeugen“, so der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Zugleich entwickeln sich die digitalen Sphären zu einem Medium für bis dahin Marginalisierte, Nichtgehörte; es entstehen Resonanzräume, in denen Mehrstimmigkeit selbstverständlich ist und die nicht selten mit einem beachtlichen Potenzial politischer Mobilisierungskraft ausgestattet sind.

Teil 1: Einsprechen
In ihrem persönlich-politischen „Journal. Tagebuch in Zeiten der Pandemie“ denkt Carolin Emcke über das Ausnahme-Jahr 2020 und die Auswirkungen auf unsere psychische, soziale, politische Verfassung nach. Sie spricht über unmögliche Abschiede, reflektiert unsere Sprache in Zeiten einer Pandemie und analysiert die nationalistischen Reflexe Europas und die autoritäre Verführung des Virus. Ihr erster Satz „Meine Füße gingen lieber aus der Zeit“ verweist bereits auf das Kraftfeld ihres Journals, aufgespannt zwischen subjektiven und philosophischen Betrachtungen. Über ihre Beobachtungen ins Gespräch kommt sie mit Aleida Assmann, Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaften an der Universität Konstanz. Sie veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur englischen Literatur und zum kulturellen Gedächtnis. Im Jahr 2018 wurden Aleida und Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, ein Preis, der der Publizistin und Autorin Carolin Emcke 2016 zugesprochen wurde.

Personen auf dem Podium