Studio LCB: Andreas Maier mit „Die Familie“

13. Januar 2020
Literarisches Colloquium Berlin

Andreas Maier in Lesung und Gespräch
Gesprächspartner: Jörg Magenau und Frank Witzel
Moderation: Tobias Lehmkuhl

Programmtext

In »Die Familie«, dem siebten Band von Andreas Maiers elfteiligem Work-in-Progress »Ortsumgehung«, wird Heimatgeschichte zur Schreckensgeschichte. Sie gründet auf Lügen, Grabsteinen und den Erzeugnissen der Henninger Brauerei. Als müsste man das Zimmer verlassen, das Haus, die Straße und den Kreis – um am Ende, ob man es will oder nicht, genau dort wieder zu landen: In Friedberg in der Wetterau, im Mühlweg, im Schoß der Familie. Wer die ersten sechs Bände von Andreas Maiers Zyklus »Ortsumgehung« (erschienen im Suhrkamp Verlag) gelesen hat, der hätte nicht unbedingt erwartet, dass nun, in Band sieben, wie mit dem großen Mühlrad alles noch einmal umgerührt wird. Sechs Bände lang aber lagen, wie sich herausstellt, die berühmten Leichen im Keller. In »Die Familie« nun kommen sie zum Vorschein. Familiengeschichte, Heimatgeschichte – entspringt am Ende doch alles einzig und allein dem Geist der Lüge? Mit Andreas Maier diskutieren Jörg Magenau und Frank Witzel.

Weiterführende Informationen

Mit „Die Familie“ legt Andreas Maier nun den siebten Band seines großangelegten Romanprojektes „Ortsumgehungen“ vor. Gemeinsam mit Moderator Tobias Lehmkuhl, dem Kritiker Jörg Magenau und dem Autor Frank Witzel diskutiert Maier an diesem Studio-LCB-Abend die Grundidee, Struktur, Entwicklung und Wirkung dieses Projektes. Dabei hat Maier mit Frank Witzel einen Schriftsteller zum Gesprächspartner, der ebenso wie er im Hessen der jungen Bundesrepublik aufgewachsen ist und diesen Kosmos in seinen Werken durchschreitet. Gemeinsam räsonieren die vier Männer über die Sehnsucht nach einer zumindest imaginären Rückkehr an den Ort ihrer Herkunft, die sich sowohl in Maiers als auch in Witzels autobiographischen Romanen spiegelt. Beide versuchen dabei, der Gefahr der Verkitschung oder Idealisierung der Vergangenheit zu entgehen. Die zwei Romanausschnitte, die Maier für seine Lesung ausgewählt hat, sind programmatisch für das Buch: Während im ersten Ausschnitt ein bestechendes Porträts der Eltern gezeichnet wird, zeigt Maier im zweiten auf, welcher Familienmythos während der Recherche zum neuen Band völlig unerwartet zerstört wurde. Ebendiese den Autor schockierende neue Information sorgt dafür, dass die Studio-LCB-Gäste den Fortgang der „Ortsumgehungen“ in Frage stellen müssen. Auch Maier selbst bleibt bis zum Schluss der Veranstaltung darüber im Vagen, wie er die Problematik in den kommenden Bänden angehen will.

Personen auf dem Podium