Studio LCB mit Christoph Peters

24. Juli 2003
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Christoph Peters
Gesprächspartner: Verena Auffermann und Martin Lüdke
Moderation: Hubert Winkels

Programmtext

Vom Niederrhein mit seiner langsam verschwindenden bäuerlichen Kultur und seinen grandiosen gotischen Schnitzaltären nach Istanbul mit seinen orientalischen Bazaren hier und seiner okzidentalen Hotellobby-Modernität dort, das ist der geheimnisvolle Weg, den der Erzähler Christoph Peters von seinem erfolgreichen ersten Roman "Stadt, Land, Fluß" (FVA) von 1999 bis heute, bis zu seinem neuen Roman "Das Tuch aus Nacht" (btb) gegangen ist. Verwunderlich ist dieser Wechsel der Romanwelten nicht. Wer Peters' Erzählungsband "Kommen und gehen, manchmal bleiben" (FVA) kennt, weiß um die Vielfalt von Schauplätzen, Themen und Motiven, die der skrupulöse Stilist und sprachliche Feinschnitzer in der Lage ist, mit Leben und zugleich mit komplexer Struktur zu versehen. Der 1966 in Kalkar am Niederrhein geborene Christoph Peters, der seit einigen Jahren in Berlin lebt, gehört zu den großen Hoffnungen einer jüngeren deutschsprachigen Literatur, die eine spannende Handlung mit hintergründigen Fragen und sprachlichem Eigensinn zu verbinden weiß. Sein neuer Roman "Das Tuch aus Nacht" hat Züge von Kriminalliteratur und Thriller einschließlich einer dramatischen Liebesgeschichte, doch sind Sprache und Erzählform von eigener magischer Qualität. Gesprächspartner sind die Literaturkritikerin Verena Auffermann und der Literaturkritiker Martin Lüdke.

Weiterführende Informationen

Der Werdegang des Autors steht im Mittelpunkt des Gesprächs im ersten Teil der Aufnahme. Wir erfahren, dass Christoph Peters, bevor er bekannt wurde, als Fluggastkontrolleur am Frankfurter Flughafen gearbeitet hat. Außerdem unterhält man sich über sein Kunst-Studium - und warum er sich nicht für ein literaturwissenschaftliches Studium entschieden habe. Daraufhin erklärt Christoph Peters, dass er gerne zeichne - aber nur für sich. Der Kunstbetrieb, so wie er sich heute präsentiere, interessiere ihn nicht. Und das Malen sei auch kein Umweg gewesen. Über das Kunststudium habe er sich auch im übertragenden Sinne das Handwerk des Schriftstellers angeeignet.
Schließlich unterhält man sich über die Internatszeit Peters im Collegium Augustinianum in Gaesdonck (Niederrhein). Der sehr autoritäre Erziehungsstil der katholischen Schule beschreibt Peters als rustikale Form der Pädagogik. In allen Lesungen mit Christoph Peters, die im LCB stattgefunden haben, wird diese Internatszeit thematisiert. Gerade diese Schule spielt in der jüngeren Literaturgeschichte (so weit man sie so nennen kann) eine doch nachdrückliche Rolle: Zum Beispiel hat Paul Ingendaay seine Schulzeit im selben Internat verbracht - und diese in seinem Roman "Warum du mich verlassen hast" ausführlich beschrieben (Vgl. Studio-LCB-Aufnahme vom 12. 06. 2006.) Und auch der Schriftsteller Gregor Hens war Schüler des bischöflichen Internats für katholische Jungen und Mädchen.

Personen auf dem Podium