Studio LCB mit Eva Menasse

15. Dezember 2004
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Eva Menasse
Gesprächspartner: Konstanze Fliedl und Ursula März
Moderation: Hubert Winkels

Programmtext

Die 1970 in Wien geborene Eva Menasse hat sich als Journalistin einen Namen gemacht. Sie arbeitete zunächst für das österreichische Nachrichtenmagazin "Profil", wurde Redakteurin der FAZ, dann Kulturkorrespondentin in Wien und lebt seit 2003 in Berlin. Sie begleitete den Prozess um den Holocaust-Leugner David Irving in London. Daraus entstand das Buch "Der Holocaust vor Gericht". Jetzt hat Eva Menasse ihren ersten Roman geschrieben. Der Titel ist auch Programm: "Vienna". Er erzählt von drei Generationen einer österreichischen Familie, die vom Nationalsozialismus zwischenzeitlich in alle Welt verschlagen wird. Die Großmutter der Erzählerin ist eine mährische Katholikin, der Großvater ein Wiener Jude. Eine in vielerlei Hinsicht schwierige Verbindung, mit tragischen und komischen Seiten - und Folgen. Beides wird in dem ereignisreichen Roman mit seinen exzentrischen Figuren auf wundersame Weise verknüpft. "Vienna" ist Familiengeschichte, österreichisches Panorama des 20. Jahrhunderts und unterhaltsame geschichtliche Aufklärung. Eine herausragende Erzählerin stelt sich vor - in einer ersten Lesung aus "Vienna" und im Gespräch mit der Salzburger Literaturwissenschaftlerin Konstanze Fliedl und der Berliner Kritikerin Ursula März.

Weiterführende Informationen

Österreich steht im Mittelpunkt dieser Aufnahme. Sei es, dass es um die Aufregung des Literaturnobelpreises an Elfriede Jelinek geht (den diese 2004 erhalten hatte), oder um die ewige Irritation, die der ehemalige populistische Politiker Haider verursachte (der bei einem Autonunfall 2008 ums Leben kam): Die Diskutanten sind sich einig, dass eine Eigenschaft des "überschaubaren", geographisch "kleinen" Österreichs die ist, seine "Skandale" in großer Medienwirksamkeit strahlen zu lassen. Eva Menasse kennt sich als Österreicherin, die für die FAZ als Österreichexpertin für das Feuilleton gearbeitet hat, natürlich gut in dieser Materie aus - und erzählt unter anderem, wie empört in Deutschland lebende Landsleute über ihre Berichterstattung gewesen waren - und wie sie diese Empörung regelrecht genossen hatte. Der Titel ihres Romans "Vienna" verweist ebenfalls auf die Geschichte und Verhältnisse in der Alpenrepublik. Menasse erzählt darin die Geschichte einer katholisch-jüdischen Familie, die in die dramatischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts involviert ist.

Personen auf dem Podium