Studio LCB mit Hans Christoph Buch

03. September 1991
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Hans Christoph Buch
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Fritz Rudolf Fries, Martin Lüdke

Weiterführende Informationen

Im Zentrum dieser Sendung steht Lateinamerika als Stoff zum Erzählen. Hans Christoph Buch ist dafür bekannt, dass zahlreiche seiner Romane in Haiti spielen. Und auch Fritz Rudolf Fries hat eine Affinität zum Spanischen, übersetzte mehrere Autoren - darunter Klassiker des 16./17. Jahrhunderts wie Calderon oder die Gedichte des Nobelpreisträgers von 1971 Pablo Neruda. Martin Lüdke fragt den Autor nach der Lesung nach seinem "Verfahren", denn der Kritiker fühlte sich beim Zuhören an García Márquez erinnert - den Hans Christoph Buch aber überhaupt nicht leiden kann. Seinen Text kündigt der Schriftsteller mit dem Titel "Rede des Christoph Kolumbus zur 500-Jahrfeier der Entdeckung Amerikas" an (das Buch erschien ein Jahr später bei Suhrkamp/Insel unter dem Titel "Rede des toten Kolumbus am Tag des jüngsten Gerichts", wobei aber überraschenderweise Georg Weerth, der Revolutionär von 1848 und - laut Engels - "der erste proletarische Schriftsteller" in Deutschland, als Ich-Erzähler im Blickpunkt steht. Warum aber gerade Weerth? Den verschlug es nach der gescheiterten Revolution nach Lateinamerika, in Haiti erkrankte er schwer an Gehirnhautentzündung und verstarb wenig später auf der Nachbarinsel Kuba. Hans Christoph Buch interessiert unter anderem, warum Weerth in seinen letzten Lebensjahren, die er in der Karibik verbrachte, reaktionär wurde; und in Briefen an Marx das Dasein als Kolonialherr pries. Auch interessiert ihn die Karibik mehr als Lateinamerika. Er wehrt sich vor allem gegen die Etikettierung, er würde magischen Realismus produzieren.

 

Programmtext

Hans Christoph Buch liest aus bisher unveröffentlichten Texten und diskutiert mit Fritz Rudolf Fries und Martin Lüdke über seine Arbeit.

Personen auf dem Podium