Studio LCB mit Peter Wawerzinek

Lesung: Peter Wawerzinek
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Adolf Endler, Uwe Kolbe

Weiterführende Informationen

Das Thema, welches im ersten Teil dieser Aufnahme das Publikum fesselt und amüsiert, ist die Beschreibung der DDR-Dichterszene im Prenzlauer Berg aus der Perspektive der Teilnehmer. Das hat etwas Erschreckendes, weil die Geschichte Sascha Andersons' Stasi-Beteiligung hier aufgerollt wird. Uwe Kolbe ist es, der einmal sagt, dass er zwar warme Erinnerungen an die 80er Jahre und den Prenzlauer Berg habe, aber die seien ihm auch im Nachhinein vergällt worden durch das Wissen solcher Spitzeltätigkeiten. Jedoch ist die Unterhaltung zwischen den drei Schriftstellern größtenteils anekdotisch gefärbt und bringt das Publikum häufig zum Lachen. Nach der Lesung wird Wawerzineks Text unter dem Gesichtspunkt von Heimatliteratur und Collageelementen diskutiert. Größtenteils mögen die Diskutanten den Text, finden aber einiges gefällig.

Programmtext

Der Schriftsteller und Rocksänger Peter Wawerzinek galt einst als der "junge Wilde" am Prenzlauer Berg. Inzwischen hat er, 1954 in Rostock geboren, autobiographische Erinnerungen an die sechziger Jahre in Mecklenburg niedergeschrieben. In "Das Kind das ich war" schlägt er überraschend leise Töne an. Nach seiner Lesung diskutieren die beiden Berliner Schriftsteller Adolf Endler und Uwe Kolbe mit Wawerzinek.

Personen auf dem Podium

Peter Wawerzinek

Peter Wawerzinek, geboren 1954 in Rostock, absolvierte nach der Schule eine Ausbildung zum Textilzeichner und zog 1978 nach Berlin. Nach einem abgebrochenen Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee machte er sich in den 1980er Jahren in der Ostberliner Literaturszene einen Namen als Performancekünstler und Stegreifpoet. 1990 veröffentlichte er unter dem Titel „Es war einmal…“ Parodien zur DDR-Literatur. Mit einem Auszug aus seinem Roman „Rabenliebe“ gewann er den Ingeborg-Bachmann-Preis 2010.

Hajo Steinert

Hajo Steinert, 1952 in Goslar geboren, ist Schriftsteller, Rundfunkjournalist und Literaturkritiker. Von 1986 bis 2016 arbeitete er in der Literaturredaktion des Deutschlandfunks, ab 1999 zudem als Abteilungsleiter des Ressorts "Kulturelles Wort und Literatur". Er ist Juror der SWR-Bestenliste. Von 1990 bis 2000 moderierte Steinert regelmäßig das Studio LCB.

Adolf Endler

Adolf Endler wurde am 20. September 1930 geboren und starb am 2. August 2009. Er gilt neben Heiner Müller als einer der wenigen DDR-Autoren seiner Generation, die sich weder auf die Staatsmacht eingelassen noch den dissidentischen Weg ins BRD-Exil gewählt haben. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Lyrik - darunter der Peter-Huchel-Preis.

Uwe Kolbe

Uwe Kolbe, geboren 1957 in Ost-Berlin, ist Lyriker und Prosaautor. Nach einem Sonderstudium am Literaturinstitut "Johannes R. Becher" in den Jahren 1980/81 kam es 1982 zu einem Eklat durch die Veröffentlichung seines Textes "Kern meines Romans", woraufhin seine Lesungen vorerst praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden. 1987 wurde ihm ein dreijähriges Visum gewährt, das er nutzte, um eine Reise in die USA zu unternehmen. Von dort erlebte er den Fall der Berliner Mauer. 1992 erhielt er das Stipendium der Villa Massimo, seither zahlreiche weitere Preise und Auszeichnungen. Von 1997 bis 2004 war er Leiter des Studios Literatur und Theater der Universität Tübingen, heute lebt er als freier Schriftsteller in Berlin-Charlottenburg.