Studio LCB mit Thomas Glavinic

19. Juni 2007
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Thomas Glavinic
Gesprächspartner: Richard Kämmerlings und Rainer Moritz
Moderation: Hubert Winkels

Programmtext

Mit seinem fünften Roman "Die Arbeit der Nacht" hatte der fünfunddreißigjährige österreichische Autor Thomas Glavinic im vergangenen Jahr endlich seinen Durchbruch bei Kritik und Publikum. Ein hartes Stück Arbeit der besondern Art - nicht nur, was das Schreiben, auch was das tägliche Leben des Schriftstellers angeht. Das wiederum erfahren wir aus Glavinic´ sechstem Roman "Das bin doch ich" - in einer furiosen Suada, die anknüpft an die komischsten Beispiele literarischer Übertreibungs- und Vernichtungskunst. Ein Mann schreibt einen Roman, der Mann heißt Thomas Glavinic, der Roman heißt "Die Arbeit der Nacht". Der Mann will das, was alle wollen: Erfolg. Er will einen Verlag, einen Preis, Geld. Was er hat, ist ein Manuskript, eine Literaturagentin, Kopfschmerzen, Angst vor Hodenkrebs, viel zu viel Alkohol und leider zumeist unerträgliche Mitmenschen. Thomas Glavinic inszeniert ein dreistes Spiel mit der Wirklichkeit und ihrer Verdopplung; lässt keine Peinlichkeit und keinen Glücksmoment aus, und schont keinen: unbelesene Stadträte, redegewaltige Redakteure, enthemmte Juroren. Dazwischen der Held, mit Anfällen von Entsetzen: Bin das wirklich ich, der sich dort im Spiegel sieht?

Weiterführende Informationen

Der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic legte im Herbst 2007 seinen Roman "Das bin doch ich" vor - eine Literaturbetriebssatire, in der die Hauptfigur ein von Erfolgssehnsüchten und Versagensängsten gepeinigter Autor ist. In der Sendung werden entsprechend dem Romanthema der Werdegang des Schriftstellers sowie die Komplikationen im Literaturbetrieb thematisiert. Im Dialog streift man unterschiedliche psychosoziale Aspekte des Autorendaseins: Sei es, dass es sich um die Befindlichkeiten der Figuren von Glavinic handelt; sei es, dass die Neurosen der Teilnehmer des Literaturbetriebes erörtert werden. Hubert Winkels Fragen kreisen hauptsächlich um die Publikationsgeschichte des Autors: Gibt es einen Zusammenhang zwischen einem Schachspieler und einem Schriftsteller? Hat Glavinic den Roman "Der Kameramörder" tatsächlich, wie man hört, in einer Woche geschrieben? Wird ein österreichischer Schriftsteller in Deutschland überhaupt angemessen wahrgenommen?

Personen auf dem Podium