„Anders oder Vom Aufenthalt in der Fremde“ und „Das Taubstummen-Institut“

08. August 1990
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Brigitte Burmeister

Weiterführende Informationen

Brigitte Burmeister liest Passagen aus ihrem Debütroman "Anders oder Vom Aufenthalt in der Fremde", der 1987 im Ostberliner Verlag der Nation und 1988 im Luchterhand Literaturverlag, Darmstadt, erschienen ist. Dieses für die DDR-Literatur ungewöhnliche Werk steht ganz in der Tradition des Nouveau Roman, mit dem sich die Romanistin auch wissenschaftlich auseinandergesetzt hatte. Bemerkenswerterweise weist Brigitte Burmeister zu Beginn der Lesung darauf hin, dass ihr Romanerstling ihr "schon ziemlich entrückt" sei. Daher liest sie anschließend auch die Erzählung "Das Taubstummen-Institut" vor, die etwas jünger und in sich abgeschlossen sei, über die man also besser diskutieren könne. Entstanden ist dieser Text infolge einer Art Gesellschaftsspiel. Die Freundin der Autorin, die Germanistin Barbara Hahn, hatte sich lange mit Rahel Levin Varnhagen beschäftigt und aus deren Briefen und Tagebüchern Träume herausgezogen, die schriftstellerisch bearbeitet werden sollten. Brigitte Burmeister nutzte für ihre Erzählung, die zudem Begebenheiten aus ihrem eigenen Leben vor der Wende enthalte, drei dieser Träume. In der kunstvollen Erzählung "Das Taubstummen-Institut" sind somit Literaturreminiszenzen, symbolische Träume und autobiographische Wirklichkeit (z. B. reale Schauplätze im damaligen Ost- und West-Berlin) eng miteinander verwoben. Veröffentlicht wurde sie im Sammelband "Herbstfeste. Erzählungen" (Klett-Cotta, 1995).

Personen auf dem Podium