Die Mantel-und-Degen-Version: Werkstatt-Lesung

17. März 2015
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Péter Esterházy
Moderation: Heike Gfrereis und Jan Bürger

Programmtext

Dem Zauber des Anfangens, den Strapazen des Immer-wieder und dem Glück des Noch-einmal gilt das erste Kapitel der Ausstellung „Der Wert des Originals“. Péter Esterházy hat dafür viele erste Sätze ausgesucht. Auch die zu seinem neuesten Roman, in dessen Bann er uns am 17. März zieht: ein waghalsiges „Mantel-und Degenprojekt“ mit Spitzeln und haltlos Liebenden.

Weiterführende Informationen

Neben der Lesung findet hier ein tatsächliches Werkstattgespräch statt. Anspielungsreich gibt Péter Esterházy Auskunft über poetologische und narratologische Probleme, die ihn beim Schreiben begleiten, oder genauer: aus denen das Schreiben für ihn besteht. Anhand von Manuskriptseiten der Romane „Harmonia Caelestis“ und „Die Mantel- und Degen-Version“ beantwortet Péter Esterházy unter anderem Fragen nach dem Anfang des Schreibens, dem Verhältnis zum Misslingen und wie und wann man an einem Text weiterarbeiten kann, der halbfertig liegen geblieben ist. Weiter reflektiert er über die Unmöglichkeit, heute im Stile des 19. Jahrhunderts zu schreiben und unter welchen (meist amerikanischen) Bedingungen es noch möglich ist, eine Geschichte kohärent zu Ende zu erzählen. Seiner Schreibweise nicht unähnlich, werden die theoretischen Erläuterungen immer wieder unterbrochen durch Ausflüge ins Anekdotische und Literarhistorische. Spielerisch wie auch seine Texte sind, lässt sich Péter Esterházy hier nicht auf die Summa seiner Romanpoetik bringen. Die Freiheit des Spiels, im Text wie im Gespräch, ist solchen Versuchen schlicht überlegen, denn: „Der Leser ist frei. Er macht, was er will.“

Péter Esterházy liest die ersten Seiten seines Romans „Die Mantel-und-Degen-Version“, dessen Erzähler, wie es Jan Bürger in seiner Einführung ausdrückt, „mit der Textlastigkeit all unserer Erinnerung wirklich Ernst macht“. Diese „einfache Geschichte Komma hundert Seiten“ besteht aus verschiedensten Archivalien, aus Fußnoten, Querverweisen und elektronischen wie schriftlichen Quellen und soll ins ungarische 17. Jahrhundert zur Zeit der großen Türkenkriege führen, bleibt aber doch mindestens genauso oft in der Gegenwart des Erzählers und Erzählens. Doch das hat seinen Grund, wie zwei Spione in einem Bericht zu Beginn des Romans schreiben: „Unser Prinz. Schwer ist uns der Kopf, und schwer fällt uns das Schreiben. Im Übrigen glauben wir, Eure Excellenz lesen unsere Berichte nicht. Das macht auch nichts, wir wissen, das Wesen des Berichts ist es nicht, gelesen, sondern geschrieben zu werden.“

Personen auf dem Podium