Du weißt nicht, wie schwer es geworden ist, einen Brief zu verschicken: Mara-Daria Cojocaru und Ron Winkler präsentieren ihre poetische Korrespondenz (Schöffling & Co. 2021)

23. März 2021
Stiftung Lyrik Kabinett

(Online-Lesung, Lyrik Kabinett, München)

Programmtext

Dass es tatsächlich einmal so schwierig werden würde, einen Brief zu verschicken, wie es derzeit etwa zwischen Europa und England ist, war 2016-2018 noch nicht entfernt absehbar. Aus unbändiger geistiger Neugier – gepaart mit einer Wertschätzung des sinnlich Konkreten im Klima der wuchernden elektronischen Kommunikation – begannen Ron Winkler und Mara-Daria Cojocaru damals, einander Postkarten und Briefe zu schreiben. Entstanden ist daraus ein Band, der sich um Gattungseindeutigkeiten nicht schert. Ob als rasch improvisierte Postkartenverwegenheiten, als Ghasel oder „ethnographisches Poem“, als „Kaperbrief“ oder per Aufstellung ganz real vertrackter Gegenwart geben diese Texte Einblicke in zeitgenössische Gedankenwirklichkeiten und loten dabei immer auch den „Fauchraum“ des individuell Poetischen aus: intim, witzig und vermessen. Mara-Daria Cojocaru, geb. 1980, arbeitet als Lyrikerin und Philosophin – wie sie selbst sagt: „am besten in Gesellschaft anderer Tiere“. Vor wenigen Monaten erschien von ihr Alle Register (hochroth Heidelberg, 2020). Ron Winkler, geb. 1973, arbeitet v. a. als Lyriker, Herausgeber und Übersetzer. Er lebt mit vielen Kubikdezimetern archivierter Korrespondenz in Berlin; seinem Gedichtband Karten aus Gebieten (Schöffling 2017) folgten von ihm als Herausgeber verantwortete Bände, Übersetzungen und bibliophile Raritäten.

Personen auf dem Podium