Europäische Erzähler: Olga Tokarczuk

06. Juni 2006
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung und Gespräch: Olga Tokarczuk
Moderation: Olaf Kühl

Programmtext

Vielleicht ist sie die wichtigste zeitgenössische Prosaschriftstellerin Polens, eine der poetischsten ist sie allemal. Olga Tokarczuk, Jahrgang 1962, ist eine Chronistin des polnisch-tschechischen Grenzlandes mit seinen vielfältigen mitteleuropäischen Wurzeln. In diesem Frühjahr erschienen zwei Bücher von ihr auf Deutsch, der Roman „Letzte Geschichten“, in dem sie drei Frauenleben dreier Generationen schildert (Deutsche Verlags-Anstalt), und der Erzählungsband „Spiel auf vielen Trommeln“, verlegt in der Reihe Spurensicherung des Berliner Künstlerprogramms des DAAD bei Matthes & Seitz. Grenzerfahrungen und somit der Verlust scheinbarer Sicherheiten sind das Thema der hier versammelten Geschichten. Olaf Kühl stellt die Autorin und die von Esther Kinsky aus dem Polnischen übersetzten Bücher vor.

Weiterführende Information

Zu Beginn der Lesung reißt Olaf Kühl Motive des Werkes von Olga Tokarczuk an. Überdies berichtet er über die Kritiker in Polen, die über Tokarczuks drastische Darstellung der weiblichen Sexualität schockiert gewesen seien - sie bezeichneten Ihre Art und Weise des Schreibens als Menstruationsliteratur.

In den auf Deutsch vorgestellten Texten dominiert stark der archaische Konflikt zwischen Mutter und Tochter. Tokarczuk nimmt dazu Stellung. Sie erklärt, dass die abendländische Kultur stark von Freuds Theorie des Vatermordes dominiert werde. So verstünde man das Schicksal von Männerfiguren immer als universell. Frauenfiguren verkörperten dagegen stets eine spezielle Problematik.

Die deutsche Übersetzung der Texte wird von Claudia Schütze gelesen.

Personen auf dem Podium