Fitter – Happier – More Productive – Literatur im digitalen Kapitalismus

12. Juni 2019
Literarisches Colloquium Berlin

Berit Glanz, Sina Kamala Kaufmann und Artur Dziuk in Lesung und Gespräch
Moderation: Marlen Hobrack

Programmtext

Die zunehmenden Ansprüche der kapitalistischen Leistungsgesellschaft lassen uns kaum noch Zeit für unsere eigenen Bedürfnisse. Nicht nur unsere Arbeitsplätze, sondern auch unser Privatleben wird digitalisiert. Das, was uns erschöpft, verspricht uns auch Entspannung und Genuss – für einen kleinen Aufpreis. Diese Angebote, die vermeintlich unser Leben erleichtern, sind aber ins System des Kapitals eingebettet und stehen in seinem Dienst. So wird Selbstsorge zu einem Synonym der Selbstoptimierung.

Drei junge Autor·innen setzen sich in ihren Texten mit dieser Problematik auseinander, stellen die sozialen Zwänge und die Heuchelei der scheinbar menschenfreundlichen Arbeitsplätze und flachen Hierarchien bloß und reflektieren die Möglichkeiten des Widerstands:

Sina Kamala Kaufmanns Erzählband »Helle Materie« (mikrotext 2019) wirft Blicke in eine mögliche, von Digitalisierung vollkommen durchdrungene Zukunft. Artur Dziuks Roman »Das Ting« (dtv 2019) dreht sich um die gleichnamige App, die Körperdaten der Nutzer·innen sammelt und auf deren Basis Entscheidungsempfehlungen generiert – mit fatalen Folgen für die ersten User·innen. »Pixeltänzer« (Schöffling 2019) von Berit Glanz erzählt von Beta, deren Leben größtenteils von ihrer Arbeit in einem Berliner Start-up bestimmt ist. Als sie aber durch zufälligen Online-Kontakt von einem expressionistischen Künstlerpaar erfährt, begibt sie sich auf eine virtuelle Spurensuche, während in ihr die Sehnsucht nach Revolte wächst.

Personen auf dem Podium