Hilde Domin liest eigene Gedichte

30. November 1995
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Lesung: Hilde Domin

Weiterführende Informationen

Im Rahmen eines dreitägigen Lehrerseminars der Akademie für gesprochenes Wort, in dessen Mittelpunkt die Gedichte von Hilde Domin standen, fand zum Abschluss am 30. November 1995 eine Lesung mit der bedeutenden Lyrikerin im Deutschen Literaturarchiv Marbach statt.
Hilde Domins lyrisches Werk hängt eng mit ihrer Biographie zusammen, denn von den Nationalsozialisten ins Exil gezwungen, fand sie in Santo Domingo ihre innere Heimat in der deutschen Sprache. In Marbach rezitiert sie einige ihrer formal und sprachlich-dynamisch kurzen, aber inhaltlich prägnanten und einprägsamen Gedichte (u. a. "Nicht müde werden", "Einhorn", "Bitte", "Aktuelles", "Nur eine Rose als Stütze", "Ziehende Landschaft", "Ich will dich", "Postulat", "Rückwanderung", "Brennende Stadt", "Der übernächste Krieg", "Es gibt dich", "Tunnel", "Abel steh auf"), die ihre Erlebnisse während der Zeit des Exils thematisieren.
Während der Gedichtlesung streut Hilde Domin immer wieder Anekdotisches und Autobiographisches ein. Sie erzählt beispielsweise, dass sie 1959 vor der Veröffentlichung ihres ersten Gedichtbandes "Nur eine Rose als Stütze" den Autor Hermann Hesse besucht habe, um ihn wegen des Buchtitels um Rat zu fragen, denn der S. Fischer Verlag habe ursprünglich den Titel "Das goldene Seil" vorgeschlagen. Hermann Hesse sah den von Hilde Domin gewünschten Titel zunächst als äußerst "fragil" an, erklärte sich dann aber brieflich mit der Wahl einverstanden.
Zudem liest die Autorin ein Beispiel für mangelnde Zivilcourage aus ihrem Roman "Das zweite Paradies" (1968) vor, der als ein "Rückkehrerbuch" verstanden werden muss. Anschließend trägt sie einige ihrer Gedichte vor, die von Schülern umgeschrieben wurden (z. B. "Unaufhaltsam", "Graue Zeiten").

Personen auf dem Podium