Sonntagsmatinée mit Lars Brandt: Andenken

11. Juni 2006
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Lars Brandt
Moderation: Ursula März

Programmtext

Auch wir freuen uns auf die Fußballweltmeisterschaft. Um den Fußball und die Literatur und all jene, die sich für beides interessieren, gleichermaßen zu ihrem Recht kommen zu lassen, veranstalten wir am 11., 18. und 25. Juni Matinée-Lesungen. Mit Daniel Kehlmann und Lars Brandt, mit Herta Müller und dem Büchner-Preisträger des Jahres 2006 Oskar Pastior haben wir Autoren eingeladen, die zuletzt für Aufsehen gesorgt haben.

Es gibt ein ganzes Genre von Büchern, in denen sich Töchter und Söhne mit ihren Eltern, mit ihren Müttern und Vätern auseinandersetzen. Ein seltsam unaufgeregtes Buch, aber ein besonders eindrückliches ist Lars Brandt mit „Andenken“ gelungen, das in diesem Frühjahr bei Hanser erschien. „Andenken“ ist ein Buch, das sich in einer kunstvollen Mischung aus Nähe und Distanz der Person Willy Brandts annähert. In kurzen Prosasequenzen gelingt es Lars Brandt, seinen Vater als private und öffentliche Figur zu zeichnen, wie wir sie nicht kennen, ja nicht kennen können. Uwe Timm schrieb zum Buch, „Lars Brandts Buch ist gleichermaßen eine Erinnerung an den Vater und ein Nachdenken über sich und über das, was Vater und Sohn verbindet und trennt. Er bringt uns den zwar bekannten, aber doch fremden Menschen Willy Brandt erstaunlich anrührend nahe.“ Die Berliner Literaturkritikerin Ursula März wird in die Lesung einführen und sich mit dem Autor über seine Schreibverfahren unterhalten.

Weiterführende Information

Zu Beginn der Lesung fragt Moderatorin Ursula März, ob sich der verstorbene Wiener Dichter H. C. Artmann für Fußball interessiert habe? Ohne spezielle Vorkenntnisse mus diese Frage kryptisch anmuten. Doch sie erschließt sich einem rasch: Lars Brandt hat ein Filmportät über H.C. Artmann gedreht. Worauf März letztendlich anspielt, ist die Kunst des Porträtierens von Lars Brandt. Dass über Fußball geredet wird, liegt nahe, weil die Veranstaltung während der WM 2006 stattfand. So erläutert Brandt zum einen, warum er gerne beobachtet und wieso sich aus der Beobachtung ein Portrait ergeben kann. Zum anderen geht es um seinen Vater Willy Brandt. Thema des Gesprächs sowie Subttext seines Buches ist die Konfrontation persönlicher Erinnerungen an die Bilder, die das Kollektiv vom ehemaligen Kanzler pflegt.

Personen auf dem Podium