Studio LCB mit Terézia Mora

02. Juli 2013
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Terézia Mora
Gesprächspartner: Lidia Nádori, Klaus Siblewski
Moderation: Maike Albath

Programmtext

Da ist er wieder, Darius Kopp, ein gutmütiger Informatiker mit einer Neigung zum Chaos, Mitte vierzig, jahrelang beruflich erfolgreich und verheiratet mit Flora. Doch nun ist seine Existenz ins Rutschen gekommen: sein Job ist weg, seine Frau auch. Schon in ihrem letzten Roman "Der einzige Mann auf dem Kontinent" (2009) hatte die ungarisch-deutsche Schriftstellerin Terézia Mora von Darius Kopp erzählt und die neokapitalistische Arbeitswelt mit ihren Unwägbarkeiten unter die Lupe genommen. In ihrem neuen Buch "Ungeheuer" droht ihr Held endgültig an den Verhältnissen zu zerbrechen. Seine Frau Flora ist nämlich nicht einfach nur verschwunden, sondern hat sich das Leben genommen. Darius tritt eine Reise in Floras Heimatland Ungarn an und kommt den Ängsten seiner Frau nach und nach auf die Spur. Mora, 1971 in Sopron/ Ungarn geboren, debütierte 1999 mit dem Erzählungsband "Seltsame Materie". In ihrem ersten Roman "Alle Tage" (2004) stand ein weltfremder Übersetzer vom kriegsversehrten Balkan im Mittelpunkt. Terézia Mora, die selbst zu den bedeutendsten Übersetzerinnen aus dem Ungarischen zählt, legt in ihren literarischen Texten sprachlich packende Inbesitznahmen der deutschen Wirklichkeit vor. Mit ihrem Lektor Klaus Siblewski und ihrer ungarischen Übersetzerin Lídia Nádori diskutiert sie über ästhetische Herausforderungen und das Leben zwischen zwei Sprachen.

Weiterführende Information

Zwei Themen stehen im Mittelpunkt der Gesprächsrunde des Abends. Im einführenden Gespräch wird die Beziehung der Autorin zu Ungarn erörtert, daneben dreht es sich um die Rolle der Literatur - insbesondere der deutschen - in der gegenwärtigen politischen Lage des Landes. Im späteren Verlauf der Veranstaltung wird Lidia Nádori über den besonderen Prozess der Übersetzung Terézia Moras ins Ungarische sprechen und Klaus Siblewski auf stilistische Besonderheiten ihrer literarischen Sprache eingehen. Das zweite große Thema der Gesprächsrunde ist Terézia Moras "Handwerk": Zu Beginn spricht Klaus Siblewski über die oft komplizierte Autor-Lektor-Beziehung, später geht es vor allem um Aufbau und Struktur des Romans. Lidia Nádori nennt die Handlung ein "Roadmovie", Klaus Siblewski erkennt darin mehrere Bewegungen: eine "Vertreibungsgeschichte" und eine "Winterreise", den Austausch zwischen dem Protagonisten und seiner Frau und seine Überführung in einen Leidenszustand. Terézia Mora spricht über den komplizierten zweisprachigen Entstehungsprozess des Romans. Anschließend werden noch ausführlich Fragen der emphatischen Charakterisierung erörtert wie auch die Frage nach Moras Beziehung zu ihren Figuren.

 

Personen auf dem Podium