Studio LCB mit Thomas Hettche

26. August 2010
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Thomas Hettche
Gesprächspartner: Jana Hensel und Ingo Schulze
Moderation: Denis Scheck

Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.

Programmtext

Seit seinem Debüt "Ludwig muß sterben" von 1989 zählt er zu den markantesten und einflußreichsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur: Thomas Hettche, Jahrgang 1964. Sein letzter Roman "Woraus wir gemacht sind" erzählte von einer spirituellen und philosophischen Reise ins Herzland des amerikanischen Imperiums, einer Recherche in die politischen, sozialen, kulturellen und auch popkulturellen Räume der Vereinigten Staaten von Amerika. In seinem im Herbst 2010 erscheinenden neuen Roman "Die Liebe der Väter" (Verlag Kiepenheuer & Witsch) hat sich Hettche nun wieder der bundesrepublikanischen Wirklichkeit zugewandt und legt einen vielschichtigen Gesellschaftsroman vor, in dessen Zentrum ein kontrovers diskutiertes Thema steht: die Diskriminierung von Vätern unehelicher Kinder. In der Zeit zwischen den Jahren besuchen der Ich-Erzähler, ein Verlagsvertreter, und seine Tochter Annika Sylt, um mit Freunden Silvester zu feiern. Die Rauhnächte, während derer ein König aus Albion erwartet wird und die Toten ins Reich der Lebenden eindringen können, liefern den Hintergrund für die Analyse eines Epochenwechsels ? mit seinem veränderten Verhältnis zwischen den Generationen. Im Studio LCB wird Thomas Hettche aus seinem neuen Roman lesen und mit den Autorenkollegen Jana Hensel ("Zonenkinder") und Ingo Schulze ("Adam und Evelyn", "Orangen und Engel") über "Die Liebe der Väter" sprechen.

Weiterführende Informationen

Eine Anekdote, mit der Denis Scheck eine Frage einleitet, weist auf den Charakter dieser Studio-LCB-Aufnahme hin. Der Moderator berichtet von der bekannten Gastronomiekritikerin der New York Times, Ruth Reichl, die, um nicht von den Kellnern erkannt zu werden, die Restaurants in Verkleidungen betrat. Um die unterschiedlichen Rollen des Autors Thomas Hettche geht es in dieser Aufnahme. Man unterhält sich über seine schriftstellerische Frühphase, als er in den Augen der Literaturkritik als Vertreter der postmodernen Avantgarde galt - und wie schwierig es für ihn heute ist, dieses Etikett loszuwerden. Man redet über die 90er Jahre, als Thomas Hettche Juror des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs gewesen war. Er erzählt, wie er diese Aufgabe unter "sportlichen" Gesichtspunkten betrachtet hatte, nämlich als Herausforderungen, den Wettbewerb mit den Autoren, die er zum Vorlesen einlud, möglichst oft zu gewinnen. Man spricht über die von ihm gegründete Web-Site "Null", die im deutschsprachigen Raum eines der ersten ernstzunehmenden literarischen Internet-Projekte gewesen war. Und man unterhält sich über den Einfluss der Familie und der Familiengründung, denn um die Rolle der Väter in heutigen Zeiten geht es in Hettches Roman.

 

Personen auf dem Podium