Victor Klemperer: ‘Tot het bittere einde‘, dagboeken 1933-1945

08. April 1997
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Veranstaltungsort


Goethe-Institut Amsterdam

Vortrag und Lesung: Wil Hansen und Walter Nowojski
Sammlung „Goethe-Institut Amsterdam“: Tonkassette 196 

Programmtext

Das Erscheinen der niederländischen Übersetzung der beeindruckenden Tagebücher von Victor Klemperer von 1933 – 1945 ist eine mutige Initiative des Atlas Verlags und eine großartige Leistung des Übersetzers Will Hansen.

Victor Klemperer wurde 1881 in Landsberg bei Leipzig geboren. Nach dem gymnasialen Abschluss studierte er Philosophie, Romanistik und Germanistik in München, Genf, Paris und Berlin. Nach dem Abschluss arbeitete er als Journalist und Autor in der deutschen Hauptstadt. Seine Ehe mit Eva Schlemmer, die nicht jüdisch war, rettete ihm während der Regierung Hitlers das Leben. Er überlebte die Judenverfolgung, den Bombenangriff auf Dresden, den Krieg, indem er alles in Worte fasst: „Mein Tagebuch ist immer mein Balancierstab gewesen; wenn ich diesen nicht gehabt hätte, wäre ich hundertmal hinuntergestürzt…“

Walter Nowojoski, Verantwortlicher für die ursprüngliche deutsche Ausgabe beim Aufbau-Verlag 1995, für die er selbst nach Nachwort schrieb, wird von seinen Erfahrungen und vor allem von seinen Erinnerungen an Klemperer aus der Zeit berichten, als er bei ihm studierte.

Diskussionsleitung: Will Hansen. In Zusammenarbeit mit dem Atlas-Verlag.

Weiterführende Informationen

[Zweisprachige Aufnahme, Deutsch / Niederländisch]

Zu Beginn liest Wil Hansen Passagen aus seiner Übersetzung der Tagebücher Victor Klemperers. Anschließend sprechen Walter Nowojski und Wil Hansen zunächst über die Wirkung von Klemperers Buch „LTI“, das die Sprache des Nationalsozialismus analysiert, während der unmittelbaren Nachkriegszeit und während der späteren Jahrzehnte in der DDR. Walter Nowojski beschreibt daraufhin die Wirkung, die Victor Klemperer als Professor auf ihn als Studenten ausübte. Die Schwierigkeiten, die Walter Nowojski bei den Versuchen hatte, die Tagebücher im Ganzen und nicht nur die von Klemperer selbst besorgte Auswahl „Curriculum Vitae“ in der DDR in den 1980er Jahren zu veröffentlichen, werden ausführlich thematisiert. Wobei Nowojski hauptsächlich ideologische Gründe anführt, wie etwa Klemperers Gleichsetzung von Faschismus und Bolschewismus oder seinen Anti-Zionismus – wobei dies an den Versuchen gelegen haben mag, seitens der DDR-Führung die Beziehung zu Israel zu normalisieren,eben aufgrund der radikal anti-zionistischen Tradition der DDR. 

Die Sammlung des Goethe-Instituts Amsterdam umfasst 217 Tonkassetten mit Autorenlesungen, Vorträgen, Konferenzen und Performances. Sie wurde dem Deutschen Literaturarchiv Marbach vom Goethe-Institut in Amsterdam gestiftet. Die früheste Aufnahme stammt aus dem Jahr 1989, die späteste aus dem Jahr 2006.

[Die Lesung im Marbacher Online-Katalog findet sich <link http: www.dla-marbach.de kallias adisweb ak>hier.]

Personen auf dem Podium