Zerreißproben. Schreiben, Gewalt, Gesellschaft

Ein Gespräch mit Mohamed Amjahid, Tomer Dotan-Dreyfus, Sandra Hetzl und Dana Vowinckel
Moderation: Julia Franck

Programmtext

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der darauf folgende Krieg haben weltweit für Bestürzung gesorgt und viele mediale und öffentliche Reaktionen ausgelöst. Offene Briefe wurden geschrieben, Petitionen unterzeichnet, es wurde diskutiert, demonstriert und gestritten. Der Konflikt hat enorme Auswirkungen auf die innenpolitischen Debatten in Deutschland; sehr schnell wurde versucht, die Auseinandersetzung zu nutzen, um Ängste und Hass zu schüren. Literatur entsteht inmitten der Gesellschaft mit ihren Themen und Diskursen. Autor∙innen reagieren auf Debatten, manchmal, indem sie sich einmischen, dann wieder, indem sie die Relevanz eines Stoffes, an dem sie gerade arbeiten, angesichts der politisch-gesellschaftlichen Lage in Frage stellen.

Gemeinsam mit der Schriftstellerin Julia Franck richtet das LCB am heutigen Nachmittag einen Raum des Gesprächs für Autor∙innen ein, die sich darüber austauschen, was der Krieg zwischen Israel und der Hamas für die eigene Arbeit bedeutet. Auf dem abendlichen Podium begegnen sich die Schriftstellerin Dana Vowinckel (»Gewässer im Ziplock«, suhrkamp nova, 2023), die Übersetzerin aus dem Arabischen und Literaturvermittlerin Sandra Hetzl (Mitherausgeberin der Anthologie »In der Zukunft schwelgen«, transcript, 2022) mit literarischen Essays über Würde und Gerechtigkeit aus Nahost und Nordafrika), der Schriftsteller Tomer Dotan-Dreyfus (»Birobidschan«, Voland & Quist, 2023) und der Journalist und Sachbuchautor Mohamed Amjahid (»Der weiße Fleck«, Piper, 2021; »Let’s talk about Sex, Habibi«, ebd., 2022). Es moderiert Julia Franck, die zuletzt den Roman »Welten auseinander« (S. Fischer, 2021) veröffentlichte.

Weiterführende Informationen

Lesen Sie den Digital-Essay von Haytham El-Wardany »Gaza, 2035« übersetzt von Sandra Hetzl hier.

Personen auf dem Podium

Mohamed Amjahid

Mohamed Amjahid, geboren 1988 in Frankfurt am Main, ist ein deutsch-marokkanischer Journalist und Autor. In seinen Büchern Unter Weißen (2017) und Der weiße Fleck (2021) setzt er sich mit Rassismus auseinander.

Sandra Hetzl

Sandra Hetzl wurde 1980 in München geboren und lebt in Beirut und Berlin. Sie studierte an der Berliner Universität der Künste Visual Culture Studies, arbeitet als Literaturübersetzerin aus dem Arabischen und schuf mit dem Netzwerk »10/11«  ein Labor und Sprachrohr für neue Formen arabischer Literatur.

Julia Franck

Julia Franck, geboren 1970 in Ost-Berlin, studierte Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der Freien Universität Berlin. Für den Roman "Die Mittagsfrau" erhielt sie 2007 den Deutschen Buchpreis.

Dana Vowinckel

Dana Vowinckel wurde 1996 in Berlin geboren und studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde sie für einen Auszug aus Gewässer im Ziplock mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Für ihre Erzählung In my Jewish Bag erhielt sie beim Wettbewerb »L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!« den ersten Preis. 2023 wurde ihr ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats zugesprochen. Dana Vowinckel lebt in Berlin.

Tomer Dotan-Dreyfus

Tomer Dotan-Dreyfus, 1987 in Haifa geboren, lebt seit zehn Jahren in Berlin und ist als freier Autor, Lyriker und Übersetzer tätig. Er studierte Philosophie und Komparatistik in Berlin, Wien und Paris und schreibt sowohl in hebräischer als auch in deutscher Sprache.
Für die Arbeit an »Birobidschan« erhielt er 2020 ein einjähriges Stipendium des Berliner Senats, außerdem wurde er für das Übersetzungsprogramm Jewish Writers in Translation 2021 der Jewish Book Week in London ausgewählt. Im September 2021 war er zu Gast auf dem Meridian Czernowitz International Poetry Festival in der Ukraine. 2022 erscheint sein Essay-Band »Meine Forschung zum O: Unlearning Sprache« (Gans Verlag Berlin). »Birobidschan« ist sein erster Roman.