Auf Wiedervorlage: Marcel Proust, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

29. Februar 2016
Literarisches Colloquium Berlin

Der Proust-Übersetzer Bernd-Jürgen Fischer im Gespräch mit Andreas Platthaus

Programmtext

„Die Lufthoheit über Proust ist gefährdet!” übertitelte die FAZ Wolfgang Schneiders Rezension von Prousts „Im Schatten junger Mädchenblüte” in der neuen Übersetzung von Bernd-Jürgen Fischer. Der deutsche Proust ist seit vielen Jahren gleichbedeutend mit der einzigen, in den fünfziger Jahren bei Suhrkamp erschienenen Gesamtübersetzung durch Eva Rechel-Mertens und der von Luzius Keller revidierten Fassung aus den neunziger Jahren („Frankfurter Ausgabe”). Mit dem Berliner Autor und Linguisten Bernd-Jürgen Fischer hat sich nun ein Seiteneinsteiger an das Projekt einer kompletten Neuübersetzung gemacht. Eine herkulische Aufgabe, nicht nur wegen des puren Umfangs: der unerhörte Nuancenreichtum dieser Prosa mit ihren unterschiedlichen Tonfällen, Figurenreden, Beschreibungen und den für Proust so typischen Satzkaskaden verlangen nach Lösungen, die die Möglichkeiten des Deutschen bis an die Grenzen ausreizen. „Ich war sehr vertraut mit der Übersetzung von Rechel-Mertens und eigentlich auch immer zufrieden damit, bis ich mich dann schließlich mal an den französischen Text gewagt habe, und da schlug mir irgendwie eine ganz andere Stimme ans Ohr, die mir auch mehr entgegenkam, nüchtern, klar konturiert und freundlich amüsiert. Diese andere Stimme wollte ich gern zu Gehör bringen.” Bis zu Band 5, „Die Gefangene”, ist Fischers Fassung der „Recherche” mittlerweile vorangeschritten, das Erscheinen von Band 6 „Die Entflohene” kündigt der Reclam Verlag für Mai 2016 an. Zeit für eine Zwischenbilanz mit dem Kritiker Andreas Platthaus, Literaturredakteur der FAZ, und dem Berliner Philologen Norbert Miller.

Weiterführende Information

Der ebenfalls als Podiumsgast angekündigte Norbert Miller musste krankheitsbedingt absagen.

Personen auf dem Podium