Ausstellungseröffnung: fluxus 18. rainald goetz: politische fotographie

07. April 2011
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Vortrag: Rainald Goetz
Begrüßung: Ulrich Raulff

Programmtext

Das objektive Bild der Welt, öffentlich verbreitet, wird in Kollision gestellt zu dem privaten, das der Bildband elfter september 2010 sammelt: Haus, Baum, Menschen, Blicke, als subjektives Porträt der Nullerjahre. In der Folge, Bild für Bild, wird die Emotion bewegt, bestimmt. Das Buch des Todes ist ja noch geschlossen. Aufgeschlagen: Gegenwart. Zur Eröffnung liest Rainald Goetz aus den bisherigen Bänden seines entstehenden Buchs Schlucht.  

Weiterführende Informationen

"In den Katakomben der Konzentration" betitelt Rainald Goetz seine Lesung, die er dem kurz zuvor verstorbenen Marc Fischer widmet.
Bild für Bild betritt Rainald Goetz das Wahrnehmungsarchiv der Gegenwart. An die Wand gehängte, stark vergrößerte Zeitungsseiten wirken wie Standbilder aus dem medialen Endlosfilm, die er mit seinen Analysen, seinen Assoziationsketten und seinen eigenen Fotografien konfrontiert. In seiner eigenen Mischung aus Reportage, scharfem close-up und politisch-ästhetischer Reflexion widersetzt sich Goetz den Angriffen des Kultur- und Politzirkusses, reklamiert das Recht auf eine Beobachterposition, ohne sich der Illusion hinzugeben, eine tatsächliche Außenperspektive einnehmen zu können.

Keinen Zweifel lässt Rainald Goetz daran, dass mit ihm ein Gegner der, nach seiner Sicht, affirmativen Medienwelt die Bühne betritt. Treffend brachte die Süddeutsche Zeitung eine Besprechung dieser Leseperformance unter dem Titel "Der letzte Citoyen". Goetz selber spricht von einer grimmigen Haltung, mit der er den medialen Aufführungen begegnet, nicht bereit, aus Höflichkeit lediglich den Schein wahrzunehmen: "Das Böse bestand im Kern darin, dass ich einfach nur registrierte, was ich sah."
Weiterschreiben, Gegensprechen, Anderssehen: Unter dieser Trias lässt sich der Abend mit Rainald Goetz zusammenfassen, der in den Marbacher "Katakomben" mit der sprachlichen Beschleunigung von medialen Bildmomenten endete.

Personen auf dem Podium