Die rote Pyramide
23. Mai 2022
Literaturhaus Stuttgart
Lesung und Gespräch
Autor: Vladimir Sorokin
Moderatorin: Claudia Dathe
Deutsche Lesung: Johannes Wördemann
Die rote Pyramide
Vladimir Sorokin gehört zu den bedeutendsten literarischen wie kritischen Stimmen Russlands; mit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar dieses Jahres analysierte er mit scharfen Worten in der Süddeutschen Zeitung das prägende Machtprinzip Russlands; bereits vor Jahrhunderten installiert wirkt es bis heute und kann als die eigentliche Tragödie Russlands beschrieben werden. Sorokin lebt seit einiger Zeit in Berlin und ist im Mai mit seinem neuen Erzählungsband „Die rote Pyramide“ zu Gast im Literaturhaus Stuttgart. In den neun Erzählungen geht es immer um eine durch den Verfall der Sowjetunion deformierte Gesellschaft. Das zeigt sich im Einzelnen, wie in der Titelgeschichte, in der der junge Jura eine Vision erfährt, die ihn bis zum Ende seines Lebens nicht mehr loslässt. Es zeigt sich aber auch im Politischen, wie in der Geschichte „Lila Schwäne“, in der die russischen Atomsprengköpfe plötzlich in Zuckerhüte verwandelt wurden und man sich nicht anders zu helfen weiß, als einen wundertätigen Religionsgelehrten um Hilfe zu bitten. Und es zeigt sich im Zusammenspiel der Menschen, ihrer gesellschaftlichen Interaktion, wie in der Geschichte „Der Fingernagel“, in der vier befreundete Ehepaare zu einem Abendessen zusammenkommen, das auf Grund von Toilettenpapiermangel vollkommen außer Kontrolle gerät. Der Band wurde von Andreas Tretner und Dorothea Trottenberg ins Deutsche übersetzt.