Drüben und Drüben - Zwei deutsche Kindheiten

10. September 2014
Literarisches Colloquium Berlin

Buchpremiere: Jochen Schmidt und David Wagner

Programmtext

Zwei Kindheiten in einem Buch: Jochen Schmidt drüben in Ostberlin, David Wagner drüben unweit der Bundeshauptstadt Bonn. Beide sind sie ungefähr gleich alt, beide nehmen sich dieselben Kapitel vor: „Kinderzimmer“, „Wohnzimmer“, „Küche“, „Badezimmer“, „Garten“, „Wege“, „Schule“, „Spielplätze“, „Bei anderen“, „Im Auto“, „Ferien“, „Niemandsland“. Gemeinsamer Schlusspunkt ist der „9. November 1989“. „Meine englische Stiefmutter, die Ausländerin, bekam im Sommer 1989 Wutanfälle, als sie die Ostdeutschen in den Gärten der westdeutschen Botschaften in Prag und Budapest mit ihren neu ausgestellten Pässen in die Kamera winken sah. Seit fünfundzwanzig Jahren musste sie immer wieder ihre Aufenthaltsgenehmigung verlängern lassen, und diese Menschen bekamen einen westdeutschen Pass einfach so geschenkt?“ – beginnt David Wagner dieses letzte Kapitel. Auf der anderen Seite Jochen Schmidt: „Am Morgen des 9. November wurde mein Name aufgerufen. Ich musste, wie wir es gelernt hatten, dem Vordermann auf die Schulter tippen, damit er Platz machte und ich ‚aus dem Glied treten‘ und mich geometrisch korrekt in rechten Winkeln dem Offizier nähern konnte. Ich wurde von der Kompanie mit einem dreifachen ‚Hurra‘ zu meinem Geburtstag beglückwünscht und erwiderte den Gruß vorschriftsgemäß mit: ‚Ich diene der Deutschen Demokratischen Republik.‘“

Personen auf dem Podium