Geistergespräche der Antihelden: Studio LCB mit Helmut Lethen
25. Juni 2018
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Helmut Lethen
Gesprächspartner: Marcel Beyer und Stephan Schlak
Moderation: Katharina Teutsch
Programmtext
Herman Göring hatte 1933 den Preußischen Staatsrat ins Leben gerufen und mit wichtigen Männern des Kultur- und Forschungslebens besetzt. Die Staatsräte empfanden ihre Ernennung als Ehre. Gustav Gründgens, Wilhelm Furtwängler, Ferdinand Sauerbruch und Carl Schmitt: Vier Exzellenzen, die zwischen 1933 und 1945 Karriere machten – und die zu Ikonen der jungen Bundesrepublik wurden. Helmut Lethen fragt in seinem neuen Buch »Die Staatsräte. Elite im Dritten Reich« (Rowohlt Berlin, 2018) nach den weltanschaulichen Voraussetzungen, die künstlerische Empfindsamkeit einerseits und soziale Kälte andererseits ermöglichten. Er knüpft dabei an seine früheren Arbeiten an. »Verhaltenslehren der Kälte« war ein Klassiker, den Lethen in den neunziger Jahren geschrieben hat. Jetzt wendet er die Theorie von der kalten Generation auf seine Antihelden an. Und zwar, indem er „Geistergespräche“ zwischen Gründgens, Furtwängler, Schmitt und Sauerbruch fingiert. Herausgekommen ist eine spannungsreiche Dokufiktion über den Geist der Elite im NS-Staat. Beraten bei diesem semiliterarischen Unternehmen hat ihn Marcel Beyer. Er wird gemeinsam mit Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte) über unheimliche Nachbarschaften im NS-Staat diskutieren.