Herta Müller leest uit haar roman „Herztier“
30. September 1996
Deutsches Literaturarchiv Marbach
Veranstaltungsort
Goethe-Institut Amsterdam
Lesung: Herta Müller
Sammlung „Goethe-Institut Amsterdam“: Tonkassette 1
Programmtext
Wer die bereits publizierten Werke der rumänisch-deutschen Autorin Herta Müller kennt, erkennt auch in diesem stark autobiografisch geprägten Roman ihren so eigenen Stil wieder, der 1995 mit dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet wurde: lyrische Prosa in kurzen, klaren und treffsicheren Sätzen formuliert. ‘Hartedier‘, aus dem Deutschen von Ria van Hengel übersetzt, beschreibt das Leben in einer Diktatur: Das Rumänien unter der Macht von Ceaucescu. Eine Freundesgruppe versucht sich gegen das Regime zu wehren, bis sie der Geheimdienst ruhig stellt und einige von ihnen sogar getötet werden.
[Übersetzung aus dem Niederländischen]
Weiterführende Informationen
Herta Müller liest ausgewählte, aufeinander abgestimmte Passagen ihres Romans, um zwei Ebenen des vielschichtigen Werks bei der Lesung in Beziehung zu setzen, nämlich den Studienbeginn der zentralen Figur Lola und die Kindheitserinnerungen bzw. -wahrnehmungen der Ich-Erzählerin. Nach der Lesung sprechen Gerrit Bussink und Herta Müller über den sprachlichen und kulturellen Hintergrund der Autorin, die verschiedensten Ausgrenzungen, die sie erfahren hat. Im Publikumsgespräch geht Herta Müller dann u. a. auf ihre literarische Prägung und die Schwierigkeiten ein, in Rumänien an zeitgenössische deutschsprachige Literatur zu kommen, wobei sie dem Goethe-Institut in Bukarest eine wichtige Rolle zuschreibt, aktuelle Literatur zu besorgen. Stark betont sie dabei den Einfluss Thomas Bernhards. Anschließend kommt noch einmal das Verhältnis zwischen dem Deutschen und Rumänischen zur Sprache und Herta Müller grenzt sich deutlich von deutschen, volkstümlichen Traditionen ab und gibt ihrer Bewunderung für die sinnliche Metaphorik des Rumänischen Ausdruck.
Die Sammlung des Goethe-Instituts Amsterdam umfasst 217 Tonkassetten mit Autorenlesungen, Vorträge, Konferenzen und Performances. Sie wurde dem Deutschen Literaturarchiv Marbach vom Goethe-Institut in Amsterdam gestiftet. Die früheste Aufnahme stammt aus dem Jahr 1989, die späteste aus dem Jahr 2006.
[Die Lesung im Marbacher Online-Katalog findet sich <link http: www.dla-marbach.de kallias adisweb ak>hier.]