Konsum als Arbeit. Eine neue Klassengesellschaft?

02. Mai 2019
Literarisches Colloquium Berlin

Schlaglichter N°5
Vortrag: Wolfgang Ullrich
Im Gespräch: Julia Hoffmann

Programmtext

War Konsum lange Zeit mit Passivität, vor allem aber mit Verschwendung und Irrationalität assoziiert, während Produktion als etwas Aktives und als Arbeit gewürdigt wurde, so mehren sich in den letzten Jahren die Anzeichen dafür, auch Konsum als Form von Arbeit zu begreifen. Insbesondere das Marketing hat etliche Strategien entwickelt, um Konsumieren als Arbeit erfahrbar zu machen. Diese Umpolung hat weitreichende Folgen, da Menschen, die sich weniger Konsum als andere leisten können, auf einmal umso mehr als defizitär – als passiv oder ignorant – wahrgenommen werden. Umgekehrt dürfen sich engagierte Konsumenten als besonders aktiv und fleißig, gar als kreativ und verantwortungsbewusst und damit als überlegen gegenüber anderen erleben. Damit aber wird eine neue Klassengesellschaft möglich. Muss eine zeitgemäße Sozialpolitik deshalb stärker als bisher auch die Rolle des Konsums in den Blick nehmen? Und welche konkreten Forderungen ließen sich daraus ableiten?

Weiterführende Information

Die Diskussionsreihe beleuchtete (gesellschafts-)politische und ökonomische Fragen: Autor·innen aus Wissenschaft und Publizistik eröffneten mit einem kompakten essayistischen Vortrag die einzelnen Abende und diskutierten im Anschluss mit dem eingeladenen Gesprächsgast und dem Publikum. Ohne übergreifendes Leitmotiv folgte die Themenwahl dabei aktuellen gesellschaftskritischen Positionen, die zur gemeinsamen Auseinandersetzung im Rahmen einer Abendveranstaltung einluden. Die Reihe wird ab November 2020 unter dem Namen GEGEN//ÜBER fortgesetzt.

Alle Infos zur Reihe:
https://lcb.de/programm/schlaglichter/

Personen auf dem Podium