Literarischer Club
15. November 1996
Literarisches Colloquium Berlin
Gesprächsteilnehmer: Martin Lüdke, Beate Pinkerneil, Mathias Schreiber und Gustav Seibt
Weiterführende Information
In dieser Radiosendung vom November 1996 stehen die Diskutanten ganz im Bann der Übersetzung von Wiliam Gadddis' 1975 in den USA publizierten Roman „JR“. So beschreibt Gustav Seibt ausführlich und kenntnisreich die technischen Verfahren des Romans, die er wiederum als Verfahrensweise der viktorianischen Roman-Literatur zuordnet. Martin Lüdke erklärt einmal, dass man nach dem Lesen von diesem tausendseitigen Buch „unaufhörlich Stimmen hören“ würde. Schreiber bezeichnet „JR“ als einen „grandiosen Trümmerhaufen“.
Dieser starke Eindruck beeinflusst die Debatte über die anderen Bücher. Zwar gesteht man Volker Brauns Novelle „Die vier Werzeugmacher“ durchaus eine Bewusstseinsdialektik zu und über Doyles Roman sagt Schreiber einmal „Es ist großer Mist, aber ich habe es verschlungen“, ebenfalls weiß man die dichte atmosphärische Schilderung der Nachkriegssituation in Klaus Schlesingers Roman „Die Sache mit Randow“ zu würdigen, aber die große Bezauberung stellt sich nicht mehr ein.
Programmtext
Vier Neuerscheinungen im Urteil der Literaturkritik: William Gaddis: „J.R.“ Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay und Klaus Modick (2001). Roddy Doyle: „Die Frau, die gegen Türen rannte“. Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann (Wolfgang Krüger Verlag). Volker Braun: „Die vier Werkzeugmacher“ (Suhrkamp Verlag). Klaus Schlesinger: „Die Sache mit Randow“ (Aufbau Verlag). Die Diskussionsteilnehmer: Mathias Schreiber (Der Spiegel, Hamburg), Gustav Seibt (Berliner Zeitung), Martin Lüdke (SWF, Mainz) und die Gesprächsleiterin Beate Pinkerneil (ZDF, Mainz).