Madgermanes
30. November 2015
Literarisches Colloquium Berlin
Ausstellungseröffnung mit Birgit Weyhe und João Augusto
Moderation: Lars von Törne
Programmtext
Von 1979 bis 1991 waren um die 20.000 mosambikanische Vertragsarbeiter in der DDR, nach den Vietnamesen die zweitgrößte Gruppe ausländischer Arbeiter. Die ursprüngliche Idee dieses Programmes war, dass junge Mosambikaner Arbeitserfahrung erwerben sollten, um nach Ende des vierjährigen Vertrages mit diesem Wissen am Aufbau eines unabhängigen sozialistischen Mosambik mitzuwirken. – Die Realität sah anders aus. Sehr deutlich macht dies Birgit Weyhes im Entstehen befindliches Comicbuch „Madgermanes“ (avant-verlag, 2016), das dieses Jahr mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ausgezeichnet wurde und nun vorab als Ausstellung zu sehen ist. „In ‚Madgermanes‘ erzählt Birgit Weyhe von den Erfahrungen dieser Menschen in der DDR der achtziger Jahre. Damit dreht sie die übliche Perspektive eines deutschen Blicks auf die Welt um und porträtiert zugleich einen Staat vor dessen Untergang. Die durch Gespräche mit Zeitzeugen recherchierten Fakten werden von Birgit Weyhe derart subtil mit Erinnerungsobjekten und allegorischen Motiven angereichert, dass ein Comic im Entstehen ist, der in seiner Bild und Erzählsprache selbst die Grenzen zwischen afrikanischer und europäischer Kultur überschreitet.“ (Andreas Platthaus, als Juryvorsitzender des Comicbuchpreises). Der Tagesspiegel-Redakteur und Comicexperte Lars von Törne diskutiert mit Birgit Weyhe und João Augusto. Letzterer lebt als ehemaliger mosambikanischer Vertragsarbeiter heute in Stuttgart und wird Auskunft geben über seine Erfahrungen in der DDR. Birgit Weyhe wohnt als Autorin und Zeichnerin in Hamburg, zuletzt erschienen ihre Bände „Im Himmel ist Jahrmarkt“ und „Reigen“.