Studio LCB: Frank Witzel mit "Inniger Schiffbruch"

23. März 2020
Literarisches Colloquium Berlin

Studio LCB: Frank Witzel
Im Gespräch mit Shirin Sojitrawalla und Tobias Lehmkuhl
Moderation: Katharina Teutsch

Programmtext

Frank Witzel befragt in seinem Roman »Inniger Schiffbruch« (Matthes & Seitz, 2020) den Gefühls- und Wissenshorizont seiner kürzlich verstorbenen Eltern. Angesichts einer sich nicht erwartungsgemäß einstellenden Trauer beginnt eine Erkundung der elterlichen Lebenswelt, die wie das Verfahren der Psychoanalyse assoziativ und bildlich ist. Er schafft dies anhand von Kindheitserinnerungen und zieht die vom Vater hinterlassenen Tagebücher und Kalendereintragungen heran. Witzels Vater war ein Kirchenmusiker aus dem Hessischen, die Mutter eine Heimatvertriebene aus Schlesien, die dem Erzähler in der Rolle der schweigsamen Hausfrau unzugänglich bleibt. Die kurz nacheinander Verstorbenen sind in dieser Recherche zunächst Eltern im intimsten Sinne. Dann aber auch Stellvertreter einer traumatisierten und zum Wiederaufbau selbstverpflichteten Generation. Witzel beschwört mit ihrem Porträt die Grundbegriffe der jungen Bundesrepublik herauf: Haltung, Gesundheit, Ehre, Würde, Keuschheit. In einer virtuosen Verzahnung von Erinnerungen, Beschreibungen und Reflexionen wird in »Inniger Schiffbruch« auch mit der Möglichkeit autobiografischer Darstellbarkeit überhaupt gerungen. Darüber diskutieren mit dem Autor die Kritikerin Shirin Sojitrawalla und Tobias Lehmkuhl.

— Die Veranstaltung wird ohne Publikum aufgezeichnet und im Deutschlandfunk ausgestrahlt —

Personen auf dem Podium