Studio LCB mit Adolf Endler

16. September 2008
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Adolf Endler
Gesprächspartner: Gerrit-Jan Berendse und Cornelia Jentzsch
Moderation: Maike Albath

Programmtext

Sprache kann Körperverletzung sein, und jemand wie Adolf Endler schafft es, mit Wörtern eine "Fortsetzungs-Züchtigung" vorzunehmen. Zu dieser lustvoll-gewalttätigen Handlung bekennt sich der Schriftsteller im Untertitel seines neuen Buches "Nächtlicher Besucher, in seine Schranken gewiesen", das im Herbst bei Wallstein erscheinen wird. Entstanden ist Endlers Schimpfkanonade bereits in den frühen 80er Jahren. Gedacht als "hackmesserartige Abwehr" bestimmter Bemühungen, Endler von seinem Weg als Satiriker und Kritiker abzubringen und ihm den Schriftstellerverband der DDR wieder schmackhaft zu machen, erschien es im Frühjahr 1989 in der Kreuzberger Handpresse, ging dann allerdings im Strudel der historischen Umwälzungen unter. Ein nicht zu bändigender Sprachfuror und ein scharfzüngiger Witz charakterisieren Endlers Schreiben. Gerrit-Jan Berendse, Germanist an der Universität Cardiff, und die Literaturkritikerin Cornelia Jentzsch diskutieren mit Endler über seinen Blick auf die Wirklichkeit.

 

Weiterführende Informationen

In dieser Sendung geht es um die DDR, die hier aus den Perspektiven von Literaten beleuchtet wird. Zunächst berichtet Adolf Endler über die Dichter- und Bohèmeszene des Prenzlauer Berges, was Berendse im Folgenden dazu animiert, von seiner ersten Begegnung mit Adolf Endler zu berichten - und aus dem Zustand der ehemaligen Wohnung eines seiner schriftstellerischen Prinzipien abzuleiten. Denn die Wohnung sei aufgeräumt und ordentlich gewesen, so erklärt Berendse, aber das Arbeitszimmer total chaotisch. Er schließt daraus, dass Endler in zwei Welten leben könne. Ebenso zweigeteilt mutet Endlers Beschreibung seines Verhältnisses zur DDR an. Erst meint er, dass man auf die spätere absurde Entwicklung des Landes nicht mal mehr mit Gedichten hatte reagieren können - und schildert auch, wie die einengende Atmosphäre ihm große Mühe beim Schreiben bereitet habe. Später dann erklärt Endler die DDR zu "unglaublichem Material", welches man als Schriftsteller sonst nirgends auf der Welt derart zur Verfügung gehabt hätte. Und er berichtet von den Lesungen, die er in Privatwohnungen organisiert hatte - und bei denen bis zu 200 Leute kamen, von denen mindestens 5 Spitzel gewesen waren.

Personen auf dem Podium