Studio LCB mit Felicitas Hoppe

19. März 2002
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Felicitas Hoppe
Gesprächspartner: Andreas Anter und Hubert Spiegel
Moderation: Maike Albath

Programmtext

"Ritter und Pauschalisten" lautet der Arbeitstitel des neuen Romans von Felicitas Hoppe, der in Kalkutta beginnt, quer durch die Ardennen führt und irgendwo in der deutschen Provinz endet. Ihr Held trägt zwar eine Rüstung, schleppt "Jahrhunderte schiefen Denkens" mit sich herum, fühlt sich aber dennoch der Gegenwart zugehörig. Schließlich zieht er durch die Welt, um Abenteuer zu erleben, und da nimmt man es mit der Unterscheidung zwischen gestern und heute nicht so genau. Zum Glück bewältigt der verträumte Ritter seine Reise nicht allein: ein zerquälter Journalist und ein Hund stehen ihm zur Seite, außerdem gibt es da noch die Liebe zu einem Lissaboner Zimmermädchen. 1960 in Hameln geboren, hatte Felicitas Hoppe nach ihrem preisgekrönten Debüt "Picknick der Friseure" (1996) die Seefahrergeschichte "Pigafetta" (1999) vorgelegt, um jetzt ein neues Genre auszuprobieren: den zeitgenössischen Ritterroman. Felicitas Hoppe liest aus dem Manuskript und spricht mit Hubert Spiegel (FAZ) und dem Literaturwissenschaftler Andreas Anter über imaginäre und wirkliche Reisen.

Weiterführende Informationen

Felicitas Hoppe erläutert hier einige Besonderheiten ihrer literarischen Weltanschauung. Warum überhaupt reisen, fragt sie beispielsweise, wenn man das Reisen nicht mag. Warum Tagebuchschreiben, wenn man dieses für einen Irrtum hält? Und warum findet sie es eigentlich unangenehm, ja beinahe unnötig, zu publizieren? Man sieht, dass ein anderer Blick in dieser Veranstaltung im Zentrum steht. Das hier zum Ausdruck kommende Unangepasste wird auch durch die Erzählung des ehemaligen Lektors des Rowohlt Verlages, Andreas Anter, unterstrichen, der berichtet, wie er die Autorin kennen lernte - die ihm ihr erstes Manuskript übrigens mit den Worten zuschickte: "Sehr geehrter Herr Lektor, vielleicht sind diese Geschichten ja etwas für Sie. Über eine Antwort würde ich mich freuen." Dass Verlage heutzutage mehr mit Management zu tun haben und dabei die "romantischen" Vorstellungen mancher Autoren unterlaufen, schneidet man ebenfalls thematisch an. Und Maike Albath fragt, wie man einen Text lektoriert, der wegen seines reichen Deutungsangebots den kreativen Leser herausfordert.

Personen auf dem Podium