Studio LCB mit Hugo Loetscher

26. November 2003
Literarisches Colloquium Berlin

Lesung: Hugo Loetscher
Gesprächspartner: Roman Bucheli und Hardy Ruoss
Moderation: Maike Albath

Sobald alle Rechtsinhaber zugestimmt haben, wird diese Veranstaltung vollständig nachzuhören sein.

Programmtext

"Lesen statt klettern", so lautet die nicht unbedingt sportliche, aber entschieden intellektuelle Aufforderung des Schweizer Schriftstellers Hugo Loetscher. Sie bildet den Titel seines neuen Buches mit Aufsätzen zur literarischen Schweiz. Aber der 1929 in Zürich geborene Loetscher, seit den frühen sechziger Jahren der wahrscheinlich weltzugewandteste und zugleich unterhaltsamste Autor unseres europäischen Nachbarn, wird auch unveröffentlichte Prosa lesen. Nach ersten satirisch-zeitkritischen Romanen in den sechziger Jahren erschienen Erzählungen, Theaterstücke, Essays und Reportagen vor allem über Kuba, Brasilien und die USA: "Zehn Jahre Fidel Castro" (1969), "Wunderwelt, eine brasilieansiche Begegnung" (1979) und "Der Waschküschenschlüssel oder Was - wenn Gott Schweizer wäre" (1983/89). Loetscher ist sowohl im Mündlichen als auch im Schriftlichen ein wunderbarer Erzähler. Gesprächspartner sind die beiden Schweizer Publizisten Roman Bucheli und Hardy Ruoss.

Weiterführende Informationen

Die frühen Nachkriegsjahre stehen zunächst im Mittelpunkt der Sendung - und zwar speziell aus der Perspektive eines jungen Schweizers und seinen Erlebnissen beim Reisen durch Europa. So erzählt Hugo Loetscher von einem armen, stark kriegsversehrten Deutschland, in denen haufenweise Männer auf der Straße stehen und anscheinend nichts weiter zu tun haben, als Zigaretten zu drehen. Oder er berichtet von einem "sonderbaren Gebäck" in Italien, das er bis dato nicht kannte - und das heute jedermann als Pizza kennt. So drehen sich die Gespräche um den Gegensatz des kosmopolitisch gestimmten Dichters und der Tendenz der Schweizer zum Regionalismus. Je weiter die Lesung voranschreitet, desto stärker geraten poetologische Zusammenhänge der Arbeit Loetschers in den Blick. Warum schreibt der Autor Fabeln? Weshalb kann man das heutige kollektive Denken mit dem Zappen durch die Fernsehkanäle vergleichen? Was war der Grund, dass ein Mandarin bei seiner ersten Begegnung mit Europäern im späten 17. Jahrhundert als erstes die Frage stellte: Kann man mit blauen Augen überhaupt sehen?

Personen auf dem Podium