Studio LCB mit Ingrid Noll
01. Februar 1991
Literarisches Colloquium Berlin
Lesung: Ingrid Noll
Moderation: Hajo Steinert
Gesprächspartner: Pieke Biermann, Annette Meyhöfer
Weiterführende Informationen
Im Programmheft war Doris Dörrie angekündigt. Sie hatte kurzfristig abgesagt. Statt ihrer ist Ingrid Noll zu Gast.
Drei Aspekte bilden die Gesprächsschwerpunkte in dieser Studio-LCB-Aufnahme. Zum einen wird versucht, das Genre eines Kriminalromans zu definieren, der nicht von einem Autor, sondern von einer Autorin verfasst wurde. Zum anderen wird die problematische Beziehung des deutschen Krimis zur gesellschaftlichen Realität erkundet. Oftmals kritisiert er soziale Strukturen und moralisiert, anstatt vielschichtigen Realismus zu produzieren. Außerdem wird über das Wechselverhältnis von Hochkultur und Krimi diskutiert. Bemerkenswert ist, dass Ingrid Noll, die eine sehr erfolgreiche Autorin wurde, zum Zeitpunkt der Aufnahme noch kein Buch veröffentlicht hatte - ergo eine No-Name-Autorin und somit eigentlich keine 'Kandidatin' für eine Radiosendung wie das Studio-LCB war. Deshalb steht auch zu Beginn ihre Geschichte als Autorin im Mittelpunkt, mit Fragen dazu, wie es kam, dass Ingrid Noll erst im relativ fortgeschrittenen Alter Schriftstellerin wurde und wie sie Kontakt zu Diogenes herstellte, dem renommierten Verlag aus Zürich. Ebenfalls steht die als Gesprächspartnerin angekündigte Pieke Biermann und ihr preisgekrönter Kriminalroman "Violetta" im Fokus des Interesses. Pieke Biermann berichtet von ihren Erfahrungswerten als Autorin - zum Beispiel von den Schwierigkeiten, auf die sie beim Recherchieren in einem Kommissariat gestoßen ist.